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Politik: Rebellischer Konservatismus (Kommentar)

Der Wähler ist ein rätselhaftes Wesen. Feste Parteibindungen kennt er nur noch selten, und mit dem "Denkzettel" ist er schnell bei der Hand.

Der Wähler ist ein rätselhaftes Wesen. Feste Parteibindungen kennt er nur noch selten, und mit dem "Denkzettel" ist er schnell bei der Hand. Der bekannten Politikergesichter wird er, logische Folge unserer Mediengesellschaft, immer schneller überdrüssig. Aber wieviel Veränderung will der Bürger wirklich? Es heißt, dass sich der Wähler besonders gerne per Stimmzettel gegen Große Koalitionen wende, weil sie als der Inbegriff der Unbeweglichkeit gelten. In Berlin hat er sich vor zwei Wochen ein bisschen aufgelehnt, was aber nichts daran ändert, dass die Hauptstadt wahrscheinlich auch weiterhin von CDU und SPD regiert wird. In Österreich hat der Wähler schon etwas stärker rebelliert und obendrein das ganze politische Koordinatensystem nach rechts verschoben - aber will er wirklich, dass die FPÖ dort an die Macht kommt? Es muss etwas geschehen, aber es darf nichts passieren - getreu diesem Bonmot lässt sich auch der Erfolg des Züricher Populisten Christoph Blocher und seiner SVP bei den Schweizer Parlamentswahlen lesen. Ganz gewiss unterscheidet die Schweizer SVP einiges von der österreichischen FPÖ; denn die ist nach dem Krieg auch Heimstätte für Ewiggestrige gewesen. Aber in einem sind sich Haider und Blocher ähnlich: Beide stehen für Isolationismus, beide wollen im Grunde das Gegenteil von Veränderung - und damit entsprechen sie am ehesten dem rebellischen Konservatismus dieses sprunghaften Wesens, des Wählers.

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