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Erst jetzt, wenn in vielen Bundesländern die Schulferien enden, wird die Testpflicht für Reiserückkehrer in Kraft gesetzt.

© Stefanie Loos/AFP

Regierung lässt sich erneut überrumpeln: Das Pandemiemanagement zum Sommerurlaub? Wieder einmal konfus!

Jetzt, wenn in den ersten Ländern die Ferien enden, beschließt die Bundesregierung die Testpflicht für Auslandsurlaubende. Das ist viel zu spät. Ein Kommentar.

Ein Kommentar von Karin Christmann

Die Sommerferien im Jahr 2024 werden in Berlin und Brandenburg so enden, dass der erste Schultag Montag, der 2. September, ist. Das steht heute schon fest. Ferientermine werden mit sehr großem Vorlauf von der Kultusministerkonferenz beschlossen.

Umso erstaunlicher ist es, dass sich die Bundesregierung jetzt schon zum zweiten Mal von dem Phänomen hat überrumpeln lassen, dass in den Sommerferien viele Menschen in den Urlaub fahren. So überrascht wie bestürzt scheint die Regierung festzustellen, dass zurückkehrende Sommerurlauber:innen die Corona-Infektionslage verschlimmern könnten.

Und so kommt die generelle Testpflicht für alle, die aus dem Ausland nach Deutschland einreisen, viel zu spät – nämlich erst in dem Moment, in dem in den ersten Bundesländern die Sommerferien schon wieder enden. In der letzten Juliwoche noch diskutierten Bund und Länder hektisch, was ab diesem Sonntag, dem 1. August, schon gelten soll. So entsteht Chaos.

Dabei ist die Testpflicht als solche durchaus richtig. Bei den neuen Regeln wird stärker als bisher zwischen Geimpften und Genesenen einerseits und Ungeimpften andererseits unterschieden. Den Alltag für Ungeimpfte so ungemütlich wie rechtlich nur möglich zu machen, ist – zur Steigerung der Impfquote – ohnehin dringend notwendig. Jeder Schritt in diese Richtung ist daher gut.

Die Testpflicht wird zwar nur stichprobenartig kontrolliert werden können, gegen die Maßnahme spricht das aber nicht. Genügend Menschen werden das Risiko nicht eingehen wollen, bei einer stichprobenartigen Kontrolle bußgeldpflichtig ohne Test erwischt zu werden – oder sie werden schlicht einsehen, dass eine Testpflicht notwendig ist und schon deshalb ihren Teil beitragen. Der Appell an Einsicht und Vernunft allerdings hätte sehr viel größere Wirkung entfalten können, wäre er rechtzeitig und mit klar verständlichen Regeln gekommen.

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Nun müssen so manche Urlaubende mithilfe eines instabilen Hotel-W-Lans herausfinden, was nun eigentlich für sie gilt. Wer bei der Abreise nicht verlässlich gesagt bekommen, welches Regelwerk bei der Rückkehr gilt, ärgert sich zu Recht über die Unannehmlichkeiten, die das mit sich bringt.

Denn selbst wenn Inzidenzwerte im Laufe eines Aufenthalts im Zielgebiet steigen: Grundsätzliche Regeln, was ab welcher Inzidenz oder im Fall des Auftretens neuer Varianten gilt, hätten sich vorab für den gesamten Sommer festlegen lassen. So mancher hätte dann noch einmal überlegt, ob es wirklich ein Trip unter südliche Sonne sein muss, und ob er das Risiko eingehen will, im Urlaubsland in Quarantäne gehen zu müssen, falls der vorgeschriebene Test vor der Rückreise – Überraschung! – positiv ausfällt.

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Aber hier ist wieder der Fehler gemacht worden, der seit Beginn der Pandemie schon viel zu oft gemacht wurde: Als die Inzidenzwerte im Sommer niedrig waren und weiter gefallen sind, schwand auch die Bereitschaft, gegen Widerstände politische und planerische Vorsorge für den Fall durchzusetzen, dass der Trend sich wieder dreht.

Beim Blick auf eine niedrige Inzidenzzahl wiegen sich leider noch immer zu viele Bürger:innen und Politiker:innen in trügerischer Sicherheit. Von exponentiellem Wachstum ist fälschlicherweise immer erst dann die Rede, wenn die Kurve der Fallzahlen ziemlich steil nach oben zeigt – dabei ist das Wachstum auch im vorderen Teil der einschlägigen Kurven, dort, wo die Fallzahlen absolut noch niedrig sind, exponentiell.

Es bleibt der Eindruck, dass das Pandemiemanagement beim Thema Sommerurlaub wieder einmal konfus ablief. Dies zu beklagen ist leider selbst zum Ritual geworden, so häufig sind die Anlässe dafür. Derweil wurde am Freitag eine Einschätzung der US-Seuchenschutzbehörde CDC bekannt, nach der die Delta-Variante so ansteckend sein könnte wie die Windpocken. Eine Krankheit, bei der längst klar ist: Impfen ist die beste Strategie.

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