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Die russische Staatsbürgerin Sofia Sapega bei einer Gerichtsverhandlung in Grodno am 06.05.2022.

© Leonid Scheglov/BelTA/via Reuters

Bloggerprozess in Belarus: Regierungskritikerin Sapega bittet Lukaschenko um Begnadigung

Sofia Sapega richtet ein Gnadengesuch an Lukaschenko. Sie habe aus „Dummheit“ gehandelt. Ihrem damaligen Lebensgefährten könnte die Todesstrafe drohen.

Die in Belarus festgenommene Freundin des belarussischen Regierungskritikers Roman Protassewitsch hat Machthaber Alexander Lukaschenko nach einem Jahr Haft um Begnadigung gebeten. Nach Angaben der Staatszeitung „Sowjetskaja Belarus“ richtete die 24-jährige Russin Sofia Sapega das Gnadengesuch am Montag an Lukaschenko, kurz nach dessen Treffen mit Kreml-Chef Wladimir Putin in St. Petersburg.

Sapega war im Mai vergangenen Jahres bei der erzwungenen Landung einer europäischen Passagiermaschine in Minsk festgenommen worden.

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In dem Gnadengesuch schrieb sie nach einem Bericht des russischsprachigen Dienstes der BBC vom Montag, ihre oppositionelle Tätigkeit sei „Jugend und Dummheit“ geschuldet gewesen. Inzwischen habe sie „Rechtswidrigkeit und Illegitimität vollständig eingesehen“. Unklar blieb, unter welchen Bedingungen das Schreiben in der Haft zustande kam.

Sapega wird „Anstachelung zum sozialen Hass“ vorgeworfen

Im Mai wurde Sapega nach einem Prozess hinter verschlossenen Türen unter anderem wegen „Anstachelung zum sozialen Hass“ zu sechs Jahren Haft verurteilt. Im Messengerdienst Telegram betrieb die Russin einen oppositionellen, regierungskritischen Kanal.

Ihre Festnahme - zusammen mit ihrem damaligen Lebensgefährten Roman Protassewitsch - hatte international Aufsehen erregt. Die beiden waren in einer Maschine der Fluggesellschaft Ryanair zu einem innereuropäischen Flug unterwegs, die über belarussischem Gebiet zur Landung genötigt wurde. Die EU verhängte deshalb eine Luftraumsperre gegen Belarus.

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Lebensgefährte von Sapega entschuldigte sich ebenfalls

Auch Sapegas Lebensgefährte Protassewitsch hatte aus der Haft seine Kritik an Dauer-Machthaber Lukaschenko widerrufen und sich entschuldigt. Beobachter führen den vermeintlichen Sinneswandel auf massiven Druck der Behörden zurück.

Protassewitsch war früher Chefredakteur des oppositionellen Telegram-Nachrichtenkanals Nexta. Über diesen Kanal waren nach der von massiven Betrugsvorwürfen begleiteten Präsidentschaftswahl in Belarus im August 2020 hunderttausende Demonstranten mobilisiert worden. Protassewitsch war bereits 2019 aus seiner Heimat geflohen.

Der oppositionelle Blogger und Aktivist Roman Protasevich bei einer Gerichtsverhandlung in Belarus am 10.04.2017.

© Stringer/Reuters

Terrorverdacht bei Protassewitsch: Droht jetzt die Todesstrafe?

Dem Regimekritiker Protassewitsch wird vorgeworfen, Massenproteste ausgelöst zu haben, worauf in Belarus bis zu 15 Jahre Haft stehen. Der Geheimdienst warf ihm zudem vor, an „terroristischen Aktivitäten beteiligt“ gewesen zu sein. Auf Terrordelikte steht die Todesstrafe, die in Belarus auch weiter vollstreckt wird. Derzeit wartet der 27-Jährige im Hausarrest auf seinen Prozess.

Lukaschenko hatte sich im Sommer 2020 zum sechsten Mal zum Präsidenten wählen lassen, was zu landesweiten Protesten führte. Die Wahl wird wegen mutmaßlicher Manipulationen international nicht anerkannt. (dpa, AFP, Tsp.)

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