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Auf Rikers Island werden jährlich bis zu 130.000 Gefangene registriert.

© REUTERS/Andrew Kelly

Rikers Island in New York: Im größten Gefängnis der Welt geht die Angst um

New York bereitet sich auf eine beispiellose Pandemie-Welle vor. Auf Rikers Island überlässt man die Gefangenen ihrem Schicksal – trotz Intervention von Bürgermeister de Blasio.

Rikers Island, zwischen den New Yorker Stadtteilen Queens und Bronx gelegen, ist eine Welt für sich. In zehn unterschiedlichen Gefängnissen werden jährlich über 100.000 Insassen registriert. Mehrere tausend Vollzugsbeamte gehen täglich ein und aus. Während sich New York auf die große Corona-Welle vorbereitet, werden die meisten der dort Inhaftierten ihrem Schicksal überlassen. 

Wie die „New York Times“ am Dienstag berichtet, sind bereits 167 Insassen mit dem Coronavirus infiziert, ebenso 114 Vollzugsbeamte und 23 Mitarbeiter aus dem Gesundheitssektor. Über 800 Häftlinge sind bereits isoliert worden, da sie mit möglichen Infizierten in Kontakt gekommen waren. Die medizinische Abteilung von Rikers Island ist komplett ausgelastet - dort stehen gerade einmal 88 Betten für Quarantäne-Fälle bereit.

Hintergrund über das Coronavirus:

Social Distancing ist dort nicht möglich“, wird ein ehemaliger Insasse zitiert. 50 Personen teilen sich dieselben Toiletten, Waschbecken und Telefone. Eine ausreichende Versorgung mit Desinfektionsmittel sei nicht gegeben, sagt er. Auch die Gefängnisleitung habe die Insassen nicht ausreichend über die Infektionsgefahr informiert. Einige hätten nur durch ihre Verwandten von der Coronakrise erfahren, sagt er.

Die Behörden versuchen, Häftlinge frei zu lassen

Um die Gefahren für die Insassen zu minimieren, versuchen die Behörden nun möglichst viele der Insassen aus der Haft zu entlassen – was wiederum den Unmut vieler Strafverfolgungsbeamten hervorgerufen hat. Die Angelegenheit wird somit zu einem Fall für die nationale Sicherheit. Es müsse abgewogen werden zwischen der Furcht vor einer Infektion unter den Insassen und der ausgehenden Gefahr einzelner Häftlinge. 

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„Selbst in diesen schwierigen Zeiten muss unsere Gesellschaft in der Lage sein, die Inhaftierten zu schützen, um zu vermeiden, dass ihre Rechte verletzt oder die Gemeinschaft gefährdet wird", schrieb eine Gruppe von Staatsanwälten in einem Brief an Bürgermeister Bill de Blasio. Dieser hatte sich in den vergangenen Wochen vehement für eine Freilassung einzelner Häftlinge eingesetzt. Am Sonntag seien um die 650 Häftlinge aus der Haftanstalt entlassen worden. Die Belegschaft von Rikers Island lag somit unter 5.000 Personen – das letzte mal war dies 1949 der Fall.

„Wenn da irgendwas rumgeht, kriegen es alle“

Eine Ausbreitung unter diesen Bedingungen gilt als unvermeidbar. Es gebe keine Lüftung, keine Möglichkeit, anderen Personen auszuweichen, wird der ehemalige Häftling weiter zitiert. „Wenn da irgendwas rumgeht, kriegen es alle.“

Die Verbreitung der Coronavirus-Epidemie in den USA hat sich zuletzt dramatisch beschleunigt. So hatte etwa die Zahl der bekannten Infektionen erst am Freitag die Marke von 100.000 überschritten. Bis zu dem Zeitpunkt waren rund 1500 Tote gemeldet gewesen. Zentren der Krise in den USA sind die Ostküstenmetropole New York und der gleichnamige Bundesstaat. Allein in der Stadt New York wurden bereits 36.000 Infektionen registriert, 790 Menschen starben.

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