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Politik: Römische Risse

Kritik an Berlusconis Kriegskurs: in seiner Koalition und zu Hause

Italiens Premier galt bisher als einer der Treuesten an der Seite des amerikanischen Präsidenten. In letzter Zeit allerdings schweigt Silvio Berlusconi zum Thema Irak. Und eine Parlamentsdebatte über die Haltung Italiens in dem Konflikt will er offensichtlich vermeiden. Die Fraktionschefs der Opposition im römischen Parlament jedenfalls, die dies schon vor Tagen in einem gemeinsamen Brief verlangten, haben immer noch keinen Termin vom Kammerpräsidenten Pierferdinando Casini, dessen Christdemokraten in Berlusconis Koalition mitregieren. Natürlich sei die Debatte „Pflicht, kein ernst zu nehmendes Parlament darf sich ihr entziehen“, schrieb Casini den Kollegen. Nur ein Datum wollte er nicht nennen. Im Sicherheitsrat werde noch verhandelt, da sei es „schwierig, sich jetzt festzulegen.“

Inzwischen ist allerdings klar, dass die Schwierigkeiten des Premiers nicht in New York, sondern in Rom liegen. Bäten die Vereinigten Staaten um Hilfe und würde abgestimmt darüber, ob Italien an einem Krieg gegen den Irak teilnehmen soll, hätte Berlusconi nicht nur die Mitte-Links-Opposition gegen, sondern auch die eigene Mehrheit nicht mehr hinter sich. „Die Benutzung der US-Basen in Italien und die Überflugrechte sind für uns kein Problem“, zitiert die römische Zeitung „La Repubblica“ einen Minister der Alleanza Nazionale. „Aber wenn Berlusconi vor die Kammer tritt und Truppen oder Flugzeuge will, wird das die Mehrheit spalten und zu einer Regierungskrise führen.“ Es gilt als sicher, dass der Riss durch alle Regierungsparteien geht und sogar Teile von Berlusconis Forza Italia gegen eine aktive Teilnahme am Krieg stimmen würden.

Auch zu Hause scheint Silvio Berlusconi mit seinem Ja zum amerikanischen Vorgehen Probleme zu haben. Seine Ehefrau Veronica Lario hat jetzt öffentlich die Anti-Kriegs-Demonstranten in Schutz genommen: „Die Pazifisten verdienen Respekt, sie rütteln unser Gewissen auf“, schreibt Lario – ausgerechnet in der am heutigen Samstag erscheinenden Ausgabe von Micromega, jenem Intellektuellen-Magazin, das Berlusconi von jeher am heftigsten angegriffen hat. Ihre drei Kinder konfrontierten sie täglich mit dem Thema, selbst Luigi, der Jüngste, stelle Fragen, lese, informiere sich und versuche, wenn der Papa am Sonntag zu Hause ist, auch mit ihm darüber zu diskutieren. „Bisher hat keiner von beiden etwas am Standpunkt des andern verändern können“, schreibt Lario und lässt durchblicken, dass auch in der Familienvilla in Arcore nur noch einer Krieg für ein Mittel der Irak-Politik hält: der Hausherr.

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