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Rückgang um 43 Prozent: Dobrindt verbucht sinkende Asylantragszahlen als seinen Erfolg – CDU-Politikerin widerspricht
Immer weniger Menschen stellen in Deutschland einen Antrag auf Asyl. Innenminister Dobrindt sieht dadurch seinen Kurs in der Migrationspolitik bestätigt – und bekommt Widerspruch aus der Schwesterpartei.
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Im ersten Halbjahr 2025 ist die Zahl der Asylanträge in Deutschland im Vergleich zum Vorjahreszeitraum stark gesunken. Zwischen dem 1. Januar und dem 30. Juni 2025 wurden insgesamt 65.495 Anträge gestellt – das entspricht einem Rückgang von 43 Prozent gegenüber dem gleichen Zeitraum im Jahr zuvor, wie die „Welt am Sonntag“ unter Berufung auf bisher unveröffentlichte Zahlen der Asylagentur der Europäischen Union (EUAA) am Samstag berichtete.
Bundesinnenminister Alexander Dobrindt (CSU) sieht durch die neuen Zahlen seinen Kurs in der Migrationspolitik bestätigt. „Das sind deutliche Erfolge der Migrationswende. Wir gehen den Weg, die Migration wieder vom Kopf auf die Füße zu stellen, konsequent weiter“, sagte er der „Bild“-Zeitung.
Grüne kritisieren Migrationspolitik
Kritik an der Migrationspolitik der Bundesregierung äußerte Grünen-Fraktionschefin Britta Haßelmann. Sie warf Bundeskanzler Friedrich Merz (CDU) und Dobrindt vor, durch Alleingänge die europäische Zusammenarbeit zu gefährden. „40 Jahre nach dem Schengener Abkommen, dem Zusammenwachsen Europas, richtet Friedrich Merz immensen Schaden in Europa an“, sagte Haßelmann der Nachrichtenagentur AFP.
Das muss alle Europäerinnen und Europäer im Mark erschüttern.
Grünen-Fraktionschefin Britta Haßelmann
Hintergrund sind die stationären Kontrollen an den deutschen Außengrenzen sowie die von Dobrindt angeordneten Abweisungen auch von Asylsuchenden an den Grenzen. Als Reaktion darauf will Polen ab Montag seinerseits Grenzkontrollen einrichten.
„Das muss alle Europäerinnen und Europäer im Mark erschüttern“, sagte dazu Haßelmann. Leidtragende dieser Politik der schwarz-roten Bundesregierung seien „nicht zuletzt die über zehn Millionen Menschen, die in den Grenzregionen leben“, insbesondere Pendlerinnen und Pendler sowie Wirtschaft und Handel.
Unionspolitikerin widerspricht Dobrindt
Die Migrationsexpertin und Abgeordnete im Europäischen Parlament, Lena Düpont (CDU), führte den Rückgang der Zahl der Asylanträge weniger auf die Grenzkontrollen als auf andere Faktoren zurück.
„Ein wesentlicher Grund für den Rückgang der Zahlen sind – neben saisonalen Effekten und einer verstärkten Kooperation zwischen Drittstaaten und der EU-Grenzschutzbehörde Frontex – die Partnerschaftsabkommen mit wichtigen nordafrikanischen Ländern“, sagte Düpont der „WamS“.
Deutschland nicht mehr auf Platz eins
Erstmals seit vielen Jahren führt Deutschland laut dem als vertraulich eingestuften Bericht nicht mehr die Liste der europäischen Länder mit den meisten Anträgen auf Asyl an:
- Spanien (76.020 Anträge im genannten Zeitraum)
- Frankreich (75.428 Anträge)
- Deutschland (65.495 Anträge)
Danach folgen Italien (62.534) und mit einigem Abstand Griechenland (27.718) und Belgien (17.285). Am unteren Ende der Liste finden sich Ungarn (47), die Slowakei (84) und Litauen (152).
Der Großteil der Asylsuchenden in Deutschland stammt aus Afghanistan (22 Prozent), Syrien (20 Prozent) und der Türkei (11 Prozent). Auch Personen aus Russland beantragten dem Bericht zufolge Schutz – sie machten rund 3 Prozent der Anträge aus und bildeten damit die fünftgrößte Gruppe.
Insgesamt wurden demzufolge in den ersten sechs Monaten dieses Jahres rund 388.000 Asylanträge in der Europäischen Union sowie in den Nicht-EU-Staaten Norwegen und Schweiz eingereicht – ein Minus von 23 Prozent gegenüber dem Vergleichszeitraum im Jahr 2024.
Besonders viele Menschen, die Schutz suchten, kamen aus Venezuela (48.413), Afghanistan (41.127) und Syrien (23.307). Spanien ist weiterhin das Hauptziel für Geflüchtete aus Venezuela. Menschen aus Afghanistan und Syrien zieht es vorrangig nach Deutschland. (mit AFP)
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