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Politik: Rückkehr in die umkämpfte Stadt

Kurden sichern sich vorübergehend das ölreiche Kirkuk – aber die Türkei sieht das mit Argwohn

Das dürfte es bei der Eroberung einer Stadt selten gegeben haben: Eine Welle heimkehrender Vertriebener überrannte die Kurdenkämpfer bei ihrem Einmarsch in Kirkuk. Autokonvois von Zivilisten überholten die Kämpfer auf dem Weg in die Innenstadt; tausende Menschen stürmten die Einwohner- und Katasterämter – auf der Suche nach ihrem enteigneten Besitz und ihrer Identität. Die mit den Kurden verbündeten US-Kräfte konnten nur noch hoffen, dass es bei Plünderungen bleibt – denn Kirkuk ist wie keine andere Stadt im Irak ein Pulverfass. Für Freitag kündigte die Patriotische Union Kurdistans (PUK) unterdessen schon wieder den Abzug ihrer Kämpfer aus Kirkuk an.

Gleich dreifach ist die dreitausend Jahre alte Stadt am Fuß der Zagros-Berge umkämpft, seit es den Irak gibt. Seit Jahrzehnten ringt das arabische Regime in Bagdad mit den ethnischen Minderheiten im Norden – Kurden und Turkmenen – um den Besitz der Stadt, deren Erdölfelder fast ein Drittel des irakischen Öls bergen. Umstritten ist der Anspruch auf Kirkuk aber auch zwischen Kurden und Turkmenen. Und schließlich halten die Nachbarstaaten ein wachsames Auge auf die Besitzverhältnisse an der strategisch wichtigen Stadt. Mehr als hunderttausend Kurden, Turkmenen und Christen vertrieb das irakische Regime im letzten Jahrzehnt aus Kirkuk. Nun kehren die Vertriebenen zurück, um ihren Besitz zurückzufordern. Sowohl wegen der Brutalität ihrer Vertreibung als auch wegen der vorangegangenen Völkermordkampagne des Regimes sind sie den jetzt dort ansässigen Arabern nicht freundlich gesonnen.

Die Türkei will eine kurdische Einnahme von Kirkuk in keinem Fall hinnehmen, weil sie dies als Versuch zur Gründung eines Kurdenstaats auf der Basis von dessen Erdölreichtum versteht. Ultimativ droht Ankara mit einem Einmarsch, falls die kurdischen Einheiten die Stadt nicht unverzüglich verlassen. Iran hat für diesen Fall eine eigene Intervention angekündigt. Washington versprach zwar, die Kurdenkämpfer aus Kirkuk herauszuholen. Ob dies überhaupt noch möglich ist, ist angesichts des Massenansturms auf die gefallene Stadt aber mehr als fraglich.

Selbstmordanschlag in Bagdad

Bagdad (AP). Bei einem Selbstmordattentat wurden nach Angaben des britischen Rundfunksenders BBC am Donnerstag in Bagdad mehrere amerikanische Soldaten getötet und mehrere verletzt. Das Attentat ereignete sich nach Angaben eines US-Militärsprechers an einem amerikanischen Kontrollpunkt in der Nähe des Journalistenhotels „Palestine“. Ein Mann näherte sich dem Kontrollpunkt und zündete Sprengsätze, die er am Körper trug.

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