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Lächelt weiter. Russlands Präsident Wladimir Putin sucht nach seiner Ausladung beim G-7-Gipfel die Nähe der Brics-Staaten.

© AFP

Russland nach dem G-7-Ausschluss: Moskau sucht das Gegengewicht

Nach dem G-7-Ausschluss bringt Russland die Brics-Gruppe als Gegengewicht zu den westlichen Industrienationen in Stellung. Doch das birgt auch wirtschaftliche Gefahren.

Sie werden wieder unter sich sein auf Schloss Elmau: Die sieben alten Industrienationen, die Russland erst 2005 die Vollmitgliedschaft in ihrem illustren Kreis gewährt, aber wegen der Ukraine- Krise 2014 wieder die Tür gewiesen hatten. Statt in Sotschi, wo Kremlchef Wladimir Putin mit seinen Amtskollegen die Nachlese der Olympischen Winterspiele geplant hatte, trafen diese sich letztes Jahr in Frankreich zum Krisengipfel, um sich über den Umgang mit Russland zu verständigen. Das Ergebnis: Eine Rückkehr zum G-8-Format sei nicht möglich, solange Moskau in der Ukraine gegen das Völkerrecht verstößt.

Als Angela Merkel hart blieb, schlug der Ton im russischen Internet um

Zwar hatten soziale russische Medien im Vorfeld des G-7-Gipfels in Bayern unter Berufung auf angeblich informierte Quellen über einen Kompromiss spekuliert. Doch als klar war, dass Bundeskanzlerin Angela Merkel hart bleibt, schlug der Ton um. Über die Nichteinladung, so ein Online-Portal der Patrioten, das Besucher zu Spenden für die selbsternannten Volksrepubliken in der Ostukraine aufruft, brauche man keine Tränen zu vergießen. Sich reuig zeigen und etwa „die Krim auf dem Silbertablett und mit Puderzucker bestreut an die Ukraine zurückgeben“ komme gleich gar nicht infrage.

Aus G 7, so twitterte der Chef des außenpolitischen Duma-Ausschusses, Alexei Puschkow, sei ein „Klub der USA“ und einer überschaubaren Zahl nächster Verbündeter geworden. Dass Russland und China nicht dabei sind, werde nicht ihnen, sondern dem Westen auf die Füße fallen. Für Russland sei „das Brics-Format interessanter“. Das Kürzel steht für die fünf am schnellsten wachsenden Schwellenländer: Brasilien, Russland, Indien, China und Südafrika. Zuvor eher eine informelle Gesprächsrunde, beschloss die Gruppe 2014 im brasilianischen Fortaleza die Umstrukturierung zu einer vollwertigen Institution, die wirtschaftlich, aber auch politisch aktiv in das globale Krisenmanagement eingreift. Russland will damit die Brics-Staaten als Gegengewicht zur G 7 in Stellung bringen. Moskau hat derzeit den Vorsitz, der nächste Gipfel findet im Juli in Ufa, Hauptstadt der russischen Teilrepublik Baschkirien, statt. Die Vorbereitung gehört zu den Prioritäten russischer Außenpolitik in diesem Jahr.

Die Brics-Staaten repräsentieren knapp 50 Prozent der Weltbevölkerung

Zwar entfallen auf die Brics-Staaten knapp 50 Prozent der Weltbevölkerung und rund 30 Prozent des globalen Bruttoinlandsprodukts. Doch die Synergieeffekte sind bislang bescheiden. Die Brics-Staaten sind politisch unterschiedlich verfasst, auch überschneiden sich ihre wirtschaftlichen Interessen häufig. Das gilt trotz ihrer strategischen Partnerschaft vor allem für Russland und China.

890 Milliarden will China in 90 Projekte in 60 Ländern investieren, darunter sind auch Züge, die auf einer Hochgeschwindigkeitsstrecke zwischen Moskau und Peking nur 33 Stunden unterwegs sind. Allerdings wäre das Projekt das Aus für die Transsibirische Eisenbahn, derzeit Hauptschlagader für den Güterverkehr zwischen Atlantik und Pazifik. Russland, so warnte Alexander Larin vom Fernost-Institut der Russischen Akademie der Wissenschaften in der „Nesawissimaja Gaseta“, stehe vor der Wahl zwischen Pest und Cholera. Verzicht gehe auch nicht, sonst werde China seine Schnellstrecke über Zentralasien bauen. Moskau könne daher nur versuchen, die Risiken zu minimieren.

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