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Sarkozy in Berlin: "Ich empfinde tiefe Freundschaft für dich"

So begrüßen sich Freunde: Ein Handkuss war es zwar nicht, aber ein besonders herzlicher Wangenkuss, mit dem der französische Präsident Nicolas Sarkozy Kanzlerin Merkel die Aufwartung machte.

Berlin - "Herzlich willkommen in Berlin", sagte Merkel - und man sah ihr an, dass dies keine Floskel war. Sarkozy legte kumpelhaft den Arm um Merkels Schultern, und die Kanzlerin erwiderte diese Geste bei der militärischen Begrüßung im Kanzleramt kurze Zeit später. Die Botschaft war eindeutig: "Ich bin (...) als Freund hierher gekommen", sagte Sarkozy, den seine erste Auslandsreise nach der Amtsübernahme direkt nach Berlin führte.

Die Kanzlerin und der Präsident sind nicht nur fast gleichaltrig und fast gleich groß - sie haben auch das gleiche Ziel: die deutsch-französische Freundschaft pflegen und intensivieren. Sarkozy nennt die Freundschaft "heilig", Merkel spricht von einem "Wunder", das die Menschen beider Länder zusammengebracht hat. Bei den großen Projekten, die auf europäischer Ebene anstehen, ist gegenseitiges Vertrauen nötig. Und so würdigte Merkel den Besuch Sarkozys am Abend seines Amtsantritts als Geste der "großartigen deutsch-französischen Freundschaft". Sarkozy erwiderte: "Liebe Angela, ich habe großes Vertrauen in dich. Ich empfinde tiefe Freundschaft für dich."

Für Merkel ist Sarkozy ein alter Bekannter. Seit vielen Jahren kennen sich die beiden aus der Zusammenarbeit in der Europäischen Volkspartei. Zuletzt war Sarkozy während des Wahlkampfs im Kanzleramt und besprach mit Merkel seine Vorstellungen für die Lösung der Verfassungskrise in der EU. Sie sind mit denen Merkels nicht deckungsgleich: Die EU-Ratspräsidentin will so viel wie möglich von der Substanz des Verfassungsvertrags retten. Sarkozy spricht zwar nicht mehr wie früher von einem "Mini-Vertrag", will aber den Vertragstext so aufteilen, dass er ohne neue Volksabstimmung das französische Parlament passieren kann. Inzwischen gehen auch Überlegungen in der deutschen Ratspräsidentschaft in diese Richtung.

"Speedy Sarkozy"

Bisher war Merkel der "Star" in der EU. Mit Sarkozy tritt ein neuer, ehrgeiziger Protagonist auf die Europa-Bühne. "Speedy Sarkozy" machte seinem Namen alle Ehre: Er drückte aufs Tempo. "Europa wartet darauf, dass wir die Initiative ergreifen."

Dabei will Sarkozy nicht nur die Diskussion über einen EU-Verfassungsvertrag angehen, sondern auch die Industriepolitik und damit die Frage der deutsch-französischen Machtbalance beim Luft- und Raumfahrtkonzern EADS. "Keine Zeit verlieren", ist sein Motto - sonst könnte es "zu spät sein". Auch hier zeigten sich Merkel und Sarkozy einig. Nach einer kurzen Rede Sarkozys sagte die Kanzlerin: "Dann wollen wir auch gleich mit dem Arbeiten beginnen." (Von Marc-Oliver von Riegen und Frank Rafalski, dpa)

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