zum Hauptinhalt
Ralf Stegner (l.) und Torsten Albig.

© dpa

Schleswig-Holstein: SPD in Kiel vor Zerreißprobe

In Schleswig-Holstein kommt es zu einem parteiinternen Wahlkampf. Torsten Albig und Ralf Stegner kämpfen um die Spitzenkandidatur – die CDU fürchtet beide nicht.

Kiel - Bei der Suche nach dem geeigneten Spitzenkandidaten für die vorgezogene Landtagswahl in Schleswig-Holstein zeichnet sich im SPD-Landesverband eine harte Auseinandersetzung ab. Da Kiels Oberbürgermeister Torsten Albig überraschend seine Bewerbung für diesen Posten abgegeben hat, steht dem jetzigen SPD-Landeschef und Fraktionsvorsitzenden Ralf Stegner nun plötzlich Konkurrenz aus den eigenen Reihen gegenüber.

Stegner, der erst beim Landesparteitag am nächsten Samstag mitteilen möchte, ob er gegen Albig antreten will, hat von dessen Kandidatur nach eigener Aussage aus dem Radio erfahren. Der 50-Jährige Spitzenmann steht vornehmlich für den linken Flügel seiner Partei, während Albig eher ein gemäßigteres, pragmatischeres Klientel bei den Sozialdemokraten bedient und in seiner Außendarstellung dem Vernehmen nach besser ankommt als der mitunter offen streitlustig auftretende Stegner.

Ab sofort scheint damit nicht nur der Wahlkampf gegen die CDU/FDP-Landesregierung eröffnet zu sein, sondern auch ein interner um die richtige Personalentscheidung. Der SPD-Landesvorstand verständigte sich darüber, dass bei Vorstellungsrunden in allen Kreisverbänden das Thema in den Mittelpunkt rückt, ehe es im nächsten Frühjahr zu einer Mitgliederbefragung kommt – ein Verfahren, das für die Findung eines Spitzenkandidaten bereits 2007 in Hamburg angewandt wurde, dort aber kläglich wie skurril scheiterte, weil hunderte Stimmzettel verschwanden.

Stegner ist Mitglied des SPD-Bundespräsidiums, verfügt aber auch in der Nord-SPD über ein besseres Kontaktnetz als der erst vor 16 Monaten als Sprecher vom damaligen SPD-Finanzminister Peer Steinbrück von Berlin an die Förde gewechselte Albig. Der 47-Jährige kündigte an, er wolle nicht für den Landesvorsitz kandidieren. Am Wochenende meldeten sich bereits Unterstützer für beide Kandidaten zu Wort. Gleichzeitig machte in SPD-Kreisen eine Einschätzung die Runde, die das Dilemma der Partei wohl sehr genau umreißt: Stegner sei der bessere Sozialdemokrat, aber Albig der bessere Kandidat, hieß es.

Bei der CDU sagte der designierte CDU-Landesvorsitzende Christian von Boetticher, eine Stegner-Kandidatur sei für die Union wie „ein Sechser im Lotto“. Aber auch vor einem möglichen Kontrahenten Albig fürchte man sich nicht, ergänzte CDU-Landesgeschäftsführer Daniel Günther. Dieser habe für Schleswig-Holstein bisher noch keine Akzente setzen können und sei nur mit der Forderung in den Fokus gerückt, die Bundesländer abzuschaffen. Dieter Hanisch

Zur Startseite

showPaywall:
false
isSubscriber:
false
isPaid:
showPaywallPiano:
false