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Schuldenkrise: Europa sucht Investoren

Die Hebelung des Rettungsschirms ist beschlossene Sache, doch noch fehlen Geldgeber für das europäische Projekt. Wie attraktiv sind die Staatsanleihen für Investoren?

Die Hebelung des Euro-Rettungsfonds EFSF wird von Wirtschaftsexperten generell begrüßt. Das Garantievolumen des Schirms soll damit von 440 Milliarden auf rund eine Billion Euro steigen. Bei beiden vorgeschlagenen Lösungswegen – Teilkaskoversicherung oder Zweckgesellschaften – soll sich die Absicherung auf 20 bis 25 Prozent belaufen. Sollte es tatsächlich zu einem Zahlungsausfall kommen, hätte der Investor also bis zu einem Schuldenschnitt von 20 oder 25 Prozent keine Verluste zu tragen. „Damit wird ein Investment in Anleihen der Euro-Krisenstaaten deutlich attraktiver als zuvor“, sagt Christiane Jäcker, Volkswirtin bei der BHF Bank. Durch diese Lösung bleibe der Kapitalmarktzugang auch für Länder offen, die noch erhebliche Konsolidierungsanstrengungen zu leisten haben, betont auch Michael Heise, Chef-Volkswirt des Versicherungskonzerns Allianz.

Jetzt allerdings müssen Investoren gefunden werden. Über Nacht geht das nicht. „Viele Details sind offen, und der Teufel versteckt sich gerne in solchen“, sagt Jäcker. Je nach Anlegerinteresse seien maßgeschneiderte Lösungen denkbar. Als mögliche Käufer der Anleihen gelten die sogenannten BRIC-Staaten, also Brasilien, Russland, Indien und China sowie weitere Schwellenländer. Sie hatten im September auf der Jahrestagung des Internationalen Währungsfonds (IWF) bereits Interesse signalisiert. Immerhin verfügen sie über Währungsreserven in Höhe von mehr als vier Billionen Dollar. Auch Staatsfonds aus Singapur oder aus den arabischen Staaten werden als mögliche Anleger genannt.

Große Vermögensverwalter und Hedgefonds interessieren sich ebenso für die Anleihen der Euro-Länder. Aber dort scheint die Skepsis noch zu überwiegen. Larry Fink, der Chef von Blackrock, dem weltweit größten Vermögensverwalter, bezeichnete die Versicherungslösung für den EFSF noch vor wenigen Tagen als nicht attraktiv. Er könne nicht in einen Fonds investieren, der vielleicht in wenigen Monaten schon wieder ohne Geld dastehe, sagte Fink. Er fordert einen grundsätzlichen Fünf- bis Siebenjahresplan für die Lösung der Schuldenprobleme in Europa. Andere Fondsmanager beklagen die komplexe Struktur der jetzt beschlossenen Versicherungslösung für den EFSF.

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