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Sheryl Sandberg ist COO von Facebook. Zuvor war sie Managerin bei Google. Anfang Mai starb ihr Mann, der IT-Unternehmer Dave Goldberg, bei einem Unfall.

© Andrew Gombert/dpa

Sheryl Sandberg: Die öffentliche Trauer der Facebook-Managerin

Die Facebook-Managerin Sheryl Sandberg hat einen berührenden Beitrag über den Tod ihres Mannes veröffentlicht, natürlich auf Facebook. Ein Kommentar zum Wert der öffentlichen Trauer.

Ein Kommentar von Anna Sauerbrey

Am 1. Mai ist Sheryl Sandbergs Ehemann, der IT-Unternehmer Dave Goldberg, bei einem Unfall in einem Fitnessstudio gestorben. Nun hat die Facebook-Managerin über ihre Trauer gesprochen – auf Facebook. Anlass für den langen Beitrag, den Sandberg am Mittwoch auf ihrem Profil veröffentlicht hat, war das Ende der Schloschim, des jüdischen Trauermonats (hier eine deutsche Übersetzung des Beitrags, den die "Welt" gedruckt hat).

Sheryl Sandberg schreibt auf Facebook über ihre Trauer

Sandbergs Beitrag ist kämpferisch und schonungslos offen zugleich. Er handelt von jener Schwierigkeit, sich nach einem Verlust in das Leben zurückzutasten, dem Religionen mit ihren Ritualen einen Rahmen geben. Sie beschreibt, wie sie sich in den Schlaf weint. Sie beschreibt, wie sie in Apathie verfällt, wie sie plötzlich angewiesen ist auf die Hilfe anderer. Sie beschreibt, wie sie und ein Freund versuchen, einen Ersatz für ihren verstorbenen Ehemann bei einer regelmäßigen Vater-Kind-Unternehmung zu organisieren und wie sie dabei zusammenbricht und schreit: „Aber ich will Dave.“

Sheryl Sandberg ist 45 Jahre alt. Bevor sie 2001 zu Facebook ging, hatte sie eine Spitzenposition bei Google inne. Kürzlich wählte das „Forbes Magazine“ sie erneut unter die zehn mächtigsten Frauen der Welt. 2013 forderte Sheryl Sandberg in einem Buch junge Frauen auf, ihr Leben kämpferischer anzugehen. Sie selbst ist eine kleine drahtige und sehr energische Frau, die öffentlich gern Kostüme in schrillen Farben trägt und die man sich nicht weinend zusammengerollt auf einem Bett vorstellen kann – oder besser: konnte.

Sheryl Sandberg wischt das Stigma der Trauer weg

Aus diesem Kontrast, dem schonungslosen Offenlegen der eigenen Schwäche angesichts des Verlusts und ihrer öffentlichen Wahrnehmung als unnahbare Spitzenmanagerin, könnte ein voyeuristisches Moment entstehen, doch der Moment bleibt aus. Die Netzgemeinde hat sich an öffentliche Trauer gewöhnt, auf Facebook ist sie zur Normalität geworden und das ist gut so. Sandberg beschreibt, wie befreiend es war, die unausgesprochenen Unsicherheiten zu thematisieren, als sie sich nach dem Tod ihres Mannes erstmals wieder ins Büro wagte. Wird die Trauer verschwiegen oder umtänzelt, kann sie wie ein Stigma wirken.

Dieses Stigma wischt Sandberg mit ihrem Beitrag weg, auf die gewohnt schonungslos offene Art, die auch bisher ihre Auftritte geprägt hat. Dafür erhält sie auf Facebook viel Zuspruch. Und das gefällt natürlich auch Facebook-Gründer Mark Zuckerberg. Er klickte auf „gefällt mir“ – wie über 600 000 andere.

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