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Grünen-Chefin Simone Peter hat die parteiinterne Kommission zur Aufarbeitung geleitet

© dpa

Skandal um sexuellen Missbrauch: Grüne zahlen erstmals an Missbrauchsopfer

Die Grünen haben vor wenigen Monaten einen Beirat eingerichtet, an den sich Opfer sexuellen Missbrauchs vertraulich wenden können. Erstmals hat der Bundesvorstand nun Anerkennungszahlungen an drei Betroffene beschlossen.

Die Grünen haben erstmals beschlossen, an drei Opfer sexuellen Missbrauchs eine Zahlung zu leisten. Diese erfolge „in Anerkennung des ihnen zugefügten schweren Leids“, sagte Parteichefin Simone Peter am Montag. In den konkreten Fällen sehe der Bundesvorstand „eine institutionelle Mitverantwortung der grünen Partei“. In den drei Fällen geht es um langjährigen sexuellen Missbrauch Anfang der 80er Jahre in der Emmaus Gemeinschaft auf dem Dachsberg in Kamp-Lintfort in Nordrhein-Westfalen. Über die Einzelheiten sei den Betroffenen Vertraulichkeit zugesichert worden, sagte Peter. Die Grünen-Chefin bedauerte erneut, dass die Partei in ihren Anfangsjahren pädosexuellen Aktivisten und ihren Positionen Raum gelassen habe. "Betroffene, denen von Tätern mit grünem Parteibuch Leid angetan wurde oder die sich durch die Debatten dieser Zeit verhöhnt fühlen, bitten wir noch einmal nachdrücklich um Entschuldigung", sagte sie weiter. „Wir wollen Betroffene weiter ermutigen, auf uns zuzukommen und ihre Geschichte zu erzählen.“

Beirat hatte Anerkennungszahlungen empfohlen

Der Bundesvorstand folgt damit einer Empfehlung des Anhörungsbeirats, der im Juni seine Arbeit aufgenommen hat. An diesen können sich Betroffene wenden, die im grünen Kontext zu Missbrauchsopfern geworden sind. Dem Beirat gehören die Berliner Rechtsanwältin Christina Clemm, die frühere schleswig-holsteinische Justizministerin Anne Lütkes und der ehemalige Berliner Justizsenator Wolfgang Wieland an. Der Beirat wurde eingerichtet, damit er in konkreten Einzelfällen Vorschläge machen kann, ob und wie die Grünen als Partei Verantwortung übernehmen sollen. Das kann von der Hilfe bei einer Suche nach einem Therapieplatz bis zur finanziellen Anerkennung für erfahrenes Leid reichen.

Missbrauchsopfer können sich auch an eine telefonische Anlaufstelle wenden

Im Wahljahr 2013 waren die Grünen wegen früherer Positionierungen zur Pädophilie immer stärker unter Druck geraten. Seitdem haben sie sich einem umfangreichen Aufarbeitungsprozess unterzogen. Im Sommer 2013 beauftragte der Bundesvorstand den Politikwissenschaftler Franz Walter, den Einfluss pädophiler Strömungen auf die Partei in den 80ern zu untersuchen. Nach der Bundestagswahl beschlossen die Grünen, auch eine eigene Kommission unter Leitung von Parteichefin Simone Peter zu gründen. Nach Beratungen mit dem unabhängigen Missbrauchsbeauftragten der Bundesregierung und mit Opferverbänden richteten sie außerdem eine telefonische Anlaufstelle für Betroffene ein.

Der vollständige Text erschien in der "Agenda" vom 21. September 2015 - einer Publikation des Tagesspiegels, die jeden Dienstag erscheint. Die aktuelle Ausgabe können Sie im E-Paper des Tagesspiegels lesen.

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