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Schröder kritisiert Regierung: „Spitze der Politik“ habe China „nicht begriffen“

Der Name Angela Merkel fiel nicht, die Aussage war dennoch deutlich genug: „Die Spitze der deutschen Politik hat nicht begriffen, dass man präsent sein musste“, sagte Gerhard Schröder der Deutschen Presse-Agentur in Peking zur Abwesenheit der Regierung bei der Eröffnung der Olympischen Sommerspiele. „Es schmerzt etwas, dass man das nicht begriffen hat.

Der Name Angela Merkel fiel nicht, die Aussage war dennoch deutlich genug: „Die Spitze der deutschen Politik hat nicht begriffen, dass man präsent sein musste“, sagte Gerhard Schröder der Deutschen Presse-Agentur in Peking zur Abwesenheit der Regierung bei der Eröffnung der Olympischen Sommerspiele. „Es schmerzt etwas, dass man das nicht begriffen hat.“

Während die Bundeskanzlerin urlaubte, begeisterte sich ihr Vorgänger am Freitag bei der Feier als Privatmann. Es könne nicht sein, dass der „wichtigste deutsche politische Repräsentant bei der Eröffnung der Sportminister von Mecklenburg-Vorpommern war. Das sagt alles“, meinte Schröder.

Seine Anwesenheit im „Vogelnest“- Nationalstadion in Nachbarschaft zur Ehrentribüne, die mit George W. Bush, Nicolas Sarkozy und weiteren 80 Ungekrönten und Gekrönten besetzt war, wurde von den chinesischen Gastgebern reichlich honoriert: Vor Schröders Rückflug fiel am Sonntag eine Einladung bei Ministerpräsident Wen Jiabao ab. Und auch ein Treffen des SPD-Politikers und Geschäftsmannes mit Vizepremier Li Keqiang, dem voraussichtlichen Nachfolger Wen Jiabaos, gilt als Besonderheit.

Das Fernbleiben deutscher Spitzenpolitiker „hemme“ die Beziehungen zu China, es sei „bedauerlich“ im Hinblick auf das chinesische Volk, das die Spiele mit großem Stolz erlebe – und es sei „schade“ für jeden, der nicht dabei war: Er habe „etwas verpasst, was einen einmaligen Erlebniswert gehabt hat“.

In seine Kritik bezieht der Ex-Kanzler auch deutsche Medien ein: „Ihre Wahrnehmung ist spießig, aber auch typisch. Ich hätte mir mehr Differenzierung gewünscht.“ Einige hätten gar von „Militarisierung“ gesprochen – „die können es nicht besser“. Er sei gerne in China, „ich sehe die positiven Seiten und ich bin zuversichtlich, dass von den Spielen positive Wirkungen ausgehen“.

Wohl auch deshalb hat Regierungschef Wen Jiabao am Sonntag Schröder einen „guten Freund Chinas“ genannt und die Bereitschaft bekundet, „mit Deutschland auf der Basis gegenseitigen Respekts, der Gleichheit und in beiderseitigem Nutzen zusammenzuarbeiten“.

Schröder, in Peking Gast einer wirtschaftspolitischen Organisation, war begeistert von der Schönheit, der Virtuosität und der Ausdruckskraft der Eröffnungsfeier: „Es war unglaublich. So etwas wird es nie wieder geben.“ Die Chinesen hätten „kulturelle Identität und Geschichtsbewusstsein“ grandios verbunden mit der Aussage: „China begreift sich als ein Teil der Welt, es ist bereit, seine Verantwortung wahrnehmen zu wollen.“

Schröder machte seine Aussagen im „Deutschen Haus“ in Peking nach Gesprächen mit DOSB-Präsident Thomas Bach und Generaldirektor Michael Vesper. Das Haus ist auch Treffpunkt für deutsche Wirtschaftsvertreter. Der Vorstand eines Dax-Unternehmens sagte: „Das Fernbleiben der deutschen Spitzenpolitik bei der Eröffnungsfeier wird die deutsche Wirtschaft Milliarden kosten.“

Im Verlauf der Spiele werden in den nächsten Wochen noch Bundesinnenminister Wolfgang Schäuble und Verteidigungsminister Franz Josef Jung nach Peking reisen.

Günter Deister[dpa]

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