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Im Thüringer Standort der Solarworld AG läuft die Solarzellenfertigung trotz Insolvenzanmeldung vorerst weiter.

© Arifoto Ug/Michael Reichel/dpa-Zentralbild/dpa

Staatliche Eingriffe: Was die Solarworld-Pleite über Deutschland verrät

Die Solarworld-Pleite ist lehrreich, denn sie fußt auf der anmaßenden Hoffnung, deutsche Regelungskompetenz sei so vorbildlich, dass sie zum internationalen Standard taugt. Ein Kommentar

Ein Kommentar von Ursula Weidenfeld

In der vergangenen Woche hat mit dem Bonner Solarmodulhersteller Solarworld das letzte der einst vier großen Sonnenunternehmen Deutschlands Insolvenz angemeldet. Die Geschichte der Firma ist lehrreich. Sie erzählt von Größenwahn, Ignoranz, Übermut und Zukunftsblindheit. Vor allem aber erzählt sie eine Geschichte, die sich derzeit in anderen Bereichen des öffentlichen Lebens und der privaten Wirtschaft wiederholt: Es ist die Geschichte der anmaßenden Hoffnung, deutsche Regelungskompetenz und Voraussicht seien so vorbildlich, dass sie zum internationalen Standard werden.

Es gibt eine seltsame Parallele zwischen Solarworld, den Flüchtlingen und dem Diesel. In allen Fällen glaubten Bundesregierung und Parlament, sie fänden überzeugende Lösungen, die in aller Welt kopiert würden. Die Dauersubventionierung erneuerbarer Energien würde zum Weltstandard werden und nebenbei der einheimischen Wirtschaft einen uneinholbaren Vorsprung verschaffen. Die großzügige Haltung den Flüchtlingen gegenüber würde in eine humane europäische Regelung münden. Der Verbrennungsmotor würde mit angeblich sauberen Dieselautos eine neue Karriere machen. Schöner noch: Die deutsche Autoindustrie würde in ihrer weltweiten Führungsrolle bestätigt.

Der Staat mischt sich in den Wettbewerb ein - und verzerrt ihn

Es kam anders. Die Solarmodule stellen heute Asiaten her. In der Flüchtlingsfrage stürzte der Sonderweg Europa ins Chaos. Und während Deutschland Wege sucht, den Dieselmotor zu retten, wachsen anderswo Konzerne, die den Elektromotor alltagstauglich machen. Solarworld und die Autohersteller zeigen, was passiert, wenn der Staat den Wettbewerb um die besten Lösungen massiv beeinflusst: Die Firmen werden langsamer, ihre Innovationskraft lässt nach.

Am Ende tricksen sie herum, dann verschwinden sie. Noch ist die Mehrheit der deutschen Unternehmen so stark, dass die Ausfallerscheinungen kaum ins Gewicht fallen. Doch je stärker die Politik ganze Branchen gestalten will, desto schneller wird das enden. Es stimmt: Die deutschen Extratouren sind modellhaft für die Welt. Sie kann hier lernen, wie man es nicht macht.

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