zum Hauptinhalt

Neue Klage: Strauss-Kahn endgültig aus dem politischen Rennen

Dominique Strauss-Kahn muss nun auch in Frankreich mit Strafverfolgung rechnen. Damit dürfte sich die Frage der Rückkehr Strauss-Kahns in die französische Politik erledigt haben.

Zu einem Zeitpunkt, als sich das Blatt zugunsten Dominique Strauss-Kahns zu wenden schien, kommt nun ein neuer Vorwurf. Der sozialistische Politiker und ehemalige IWF-Direktor muss nun auch in Frankreich mit Strafverfolgung rechnen. Am Montag kündigte der Anwalt der Schriftstellerin Tristane Banon gegen ihn eine Klage seiner Mandantin wegen versuchter Vergewaltigung an. Banon wirft Strauss-Kahn vor, sie 2002 bei einem Interview sexuell bedrängt zu haben. Auf Anraten ihrer Mutter, einer sozialistischen Lokalpolitikerin, hatte Banon damals auf eine Anzeige gegen den Freund der Familie verzichtet. Sexualdelikte verjähren in Frankreich nach drei Jahren, bei versuchter Vergewaltigung beträgt die Frist jedoch zehn Jahre.

Damit dürfte sich die Frage der Rückkehr Strauss-Kahns in die französische Politik und einer Teilnahme an der Primärwahl der Sozialisten zur Nominierung ihres Kandidaten für die Präsidentenwahl 2012 voraussichtlich erledigt haben. Am Wochenende hatten die sozialistischen Parteiführer in der Erwartung eines nahen Endes der Affäre in New York über eine eventuelle Verlängerung der am 13. Juli ablaufenden Bewerbungsfrist für die Primärwahl debattiert. Zuvor hatten einige Freunde Strauss-Kahns noch kräftig Verschwörungstheorien verbreitet. Es handele sich um ein Komplott, dem DSK zum „Opfer“ fiel, um ihn als aussichtsreichsten Kandidaten der Linken für die Präsidentenwahl 2012 aus dem Rennen zu werfen. Der Abgeordnete François Loncle sagte, es gebe „Verbindungen“ zwischen der französischen Hotelgruppe Accor, der das New Yorker Luxusetablissement gehört, und „gewissen französischen Diensten“. So habe der Direktor des Sicherheitsdienstes des Sofitel, ein früherer hoher französischer Polizeibeamter, nach der Festnahme StraussKahns nicht etwa das französische Konsulat, sondern den Chef des Geheimdienstes DCRI, Bernard Squarcini, einen Vertrauten Präsident Sarkozys, in Paris angerufen. „Im Verhalten der Hoteldirektion ist nicht alles klar“, sagte Loncle.

Michèle Sabban, die sozialistische Vizepräsidentin der Region Ile-de-France, hatte bereits im Mai „Verschwörer“ gegen Strauss-Kahn am Werk gesehen. Jetzt ging sie noch einen Schritt weiter und sprach von einem „politischen Attentat“. Als Beweis führte sie an, dass der Chef der New Yorker Polizei, Ray Kelly, „vor kurzem“ (es war 2006 – d.Red.) von Nicolas Sarkozy mit dem Verdienstorden der Ehrenlegion ausgezeichnet worden war. Innenminister Claude Guéant wies die „Unterstellungen“ als „skandalös“ zurück. Auch die Accor-Gruppe verwahrte sich gegen die Vorwürfe.

Schon zu Beginn der Affäre hatten 57 Prozent der Franzosen einen Komplottverdacht angenommen. Auch Strauss- Kahn selbst hat offenbar daran geglaubt, wie „Le Monde“ jetzt berichtete. Bei seinem letzten Besuch in Paris Ende April habe er seine Gesprächspartner aufgefordert, die Batterien aus ihren Mobiltelefonen herauszunehmen. Man wolle ihn aus dem IWF werfen, habe er ihnen bedeutet. Die Russen hätten daran ein Interesse, und Putin stehe Sarkozy nahe. Reportern von „Libération“ hatte er gesagt, man werde ihm die Vergewaltigung einer Frau in einer Tiefgarage anhängen, der man dafür 500 000 Dollar versprach.

Zur Startseite

showPaywall:
false
isSubscriber:
false
isPaid:
showPaywallPiano:
false