zum Hauptinhalt

Politik: Stromhilfe aus Zyperns Norden

Athen - Noch brennt elektrisches Licht in der Erzdiözese im griechischen Süden der geteilten Insel Zypern. Aber Chrysostomos II.

Athen - Noch brennt elektrisches Licht in der Erzdiözese im griechischen Süden der geteilten Insel Zypern. Aber Chrysostomos II., der orthodoxe Erzbischof, säße wohl lieber bei Kerzenschein. Denn mit dem Strom stimmt etwas nicht. Was genau aus der Steckdose fließt, weiß Chrysostomos nicht. Vielleicht stammt der Strom aus einem der beiden Kraftwerke im griechischen Süden der Insel. Vielleicht aber kommt ein Teil des Stroms aus dem türkisch kontrollierten Norden Zyperns. Türkische Elektrizität für die griechischen Zyprer? Zumindest Chrysostomos will davon nichts wissen. Bevor er Strom der muslimischen Inseltürken nutze, „würden wir im Erzbistum lieber ganz ohne Elektrizität auskommen“, sagt der Gottesmann.

Alles begann damit, dass am Montag vergangener Woche auf einer Marinebasis an der Südküste Zyperns mehrere unsachgemäß gelagerte Munitionscontainer in die Luft flogen. Nach der Detonation, die 13 Menschen das Leben kostete, gingen in großen Teilen der Inselrepublik die Lichter aus. Denn die Explosion zerstörte auch das größte Kraftwerk Zyperns, das rund die Hälfte des Strombedarfs deckt. Griechenland und Israel schickten Generatoren, die EU, der Zypern seit 2004 angehört, versprach Unterstützung. Aber auch aus dem türkisch kontrollierten Inselnorden kam ein Hilfsangebot. Seit dem Wochenende fließt der Strom aus dem Norden.

Doch er ist nicht allen im Süden willkommen. Denn die griechischen Zyprer betrachten den anderen Teil der Insel, der als „Türkische Republik Nordzypern“ (KKTC) firmiert, als Besatzungszone. Nichts fürchtet man im griechischen Inselsüden mehr als eine indirekte diplomatische Anerkennung des Inselnordens – und sei es durch die Steckdose. Dabei hat am vergangenen Freitag Manthos Mavrommatis, der Präsident der zyprischen Industrie- und Handelskammer, den Stromdeal mit seinen Kollegen von der türkisch-zyprischen Kammer ausgehandelt.

Stromlieferungen über die Demarkationslinie sind eigentlich nichts Neues. Nach der Inselteilung 1974 bezogen die türkischen Zyprer viele Jahre lang kostenlos Elektrizität aus dem Inselsüden, denn dort standen alle Kraftwerke. Erst 1996 nahmen die türkischen Zyprer ein mit Hilfe der Türkei gebautes eigenes Kraftwerk in Betrieb. Jetzt lassen sich die türkischen Zyprer den nach Süden gelieferten Strom teuer bezahlen: Rund 20 Cent pro Kilowattstunde würden fällig, berichten zyprische Medien. Gerd Höhler

Zur Startseite

showPaywall:
false
isSubscriber:
false
isPaid:
showPaywallPiano:
false