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Studie: Alleinerziehen bleibt Frauensache

Das Statistische Bundesamt relativiert mit einer Studie das Bild der armen und abhängigen Mutter. Die Mehrzahl lebt von eigener Erwerbstätigkeit.

Berlin - Die Nachrichten über Alleinerziehende sind meist trist: wenig Geld, oft von Hartz IV lebend, und eine Menge anderer, oft davon abhängiger Probleme, für die sie die Hilfe der Jugendämter brauchen. Stimmt alles, hat das Statistische Bundesamt in Wiesbaden im jüngsten Mikrozensus festgestellt. Aber es hat auch Daten herausgefiltert, die das landläufige Bild der von Sozialtransfers abhängigen alleinstehenden Mutter korrigieren.

So sind 60 Prozent der alleinerziehenden Mütter in Deutschland erwerbstätig, etwas mehr als Mütter in Paarbeziehungen (58 Prozent). Und sie sind es deutlich häufiger in Vollzeitbeschäftigung (42 Prozent gegenüber 27 Prozent der verheirateten oder in Partnerschaft lebenden Mütter). Ein Fünftel derjenigen, die Teilzeit arbeiten, sind zudem auf der Suche nach einer Vollzeitstelle. Und obwohl es stimmt, dass Alleinerziehende sehr häufig von Transferzahlungen leben, stimmt auch das Gegenteil: „Alleinerziehende“, so der Präsident des Statistischen Bundesamts Roderich Egeler, „leben überwiegend von eigener Erwerbstätigkeit“, nämlich 58 Prozent von ihnen.

Dass sich die Statistiker im Detail vor allem die Lage von Müttern angesehen haben, liegt daran, dass sie neun von zehn Alleinerziehenden stellen. „Alleinerziehen ist Frauensache“, sagen die Fachleute des Bundesamts. Und die zehn Prozent alleinerziehender Väter haben meist ältere Kinder. Entsprechend ist ihre Finanzsituation insgesamt entspannter. Den Wiesbadener Daten zufolge ist sie es aber auch dann, wenn sie unter sechsjährige Kinder haben: Nur 36 Prozent der alleinerziehenden Väter mit kleinen Kindern haben weniger als 1100 Euro monatlich zur Verfügung, aber 54 Prozent der alleinerziehenden Mütter so junger Kinder. Insgesamt sind 72 Prozent der alleinerziehenden Väter erwerbstätig.

Allgemein wächst die Zahl Alleinerziehender. Machten sie 1996, als Wiesbaden seine Beobachtungen begann, noch 14 Prozent aus, so waren es im vergangenen Jahr schon 19 Prozent der 8,2 Millionen Familien in Deutschland, also ein Fünftel mehr. Dabei gibt es ein starkes Ost-West-Gefälle und eins zwischen Stadt, Land und Metropolen. Während es in den neuen Ländern 27 Prozent Alleinerziehende gibt, sind es in Westdeutschland 17 Prozent. Hier sind überwiegend Scheidung oder Tod des Partners der Grund, während im Osten mehr Ledige Kinder bekommen. Und während in Städten mit mehr als einer halben Million Einwohner Alleinerziehende etwa 26 Prozent aller Familien stellen, sind es an Orten unter 5000 Bewohner nur 15 Prozent.

Der Mikrozensus wird einmal jährlich erhoben, als eine Art „kleine Volkszählung“ mit etwa einem Prozent der Bevölkerung. Um die Alleinerziehenden herauszufiltern, analysieren die Statistiker Antworten auf die Frage nach Kindern im Haushalt und der, ob der Partner im selben Haushalt lebt. Damit sind die Instrumente aber womöglich nicht fein genug für flüssiger werdende Lebensformen: Dass ein Paar womöglich keines mehr ist, sich aber die Erziehung seiner Kinder teilt, ist so nicht herauszubekommen. „Wir stoßen da an Grenzen“, sagt Julia Weinmann, Referentin in der Gruppe „Bevölkerung, Mikrozensus, Wohnen und Migration“. Für die Umfrage seien eben Haushalte die Bezugsgröße; nur deren inneres Beziehungsgefüge könne man erfragen.

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