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Terreblanche

© AFP

Mord an Terreblanche: Südafrikas Rechtsextremisten warnen vor WM-Teilnahme

Südafrika fürchtet neue Rassenkonflikte: Nach dem Mord an dem Rechtsextremisten Terreblanche sprechen seine Anhänger von einer "Kriegserklärung" der Schwarzen gegen die Weißen und warnen: Die Mannschaften aus aller Welt würden bei der WM-Teilnahme in "ein Land der Mörder" fahren. Präsident Zuma ruft zu Besonnenheit auf.

Nach dem Mord an dem weißen Rechtsextremisten Eugene Terreblanche hat Südafrikas Präsident Jacob Zuma die politischen Führer im Land zu Verantwortungsbewusstsein und Einigkeit aufgerufen. "Wir müssen uns in unseren Erklärungen allesamt verantwortlich zeigen für ein Land, das hart für die Aussöhnung arbeitet", sagte Zuma am Sonntagabend in einer Fernsehansprache. Jeder solle es sich genau überlegen, bevor er sich in der Öffentlichkeit in einer Weise äußere, welche den Bemühungen um den Aufbau des Landes zuwiderlaufe.

Rechtsextremisten in Südafrika warnten unterdessen vor einer Teilnahme an der Fußball-Weltmeisterschaft im Juni und Juli. Die Ermordung von Terreblanche sei eine "Kriegserklärung" der Schwarzen gegen die Weißen, meinte am Sonntag in Ventersdorp (Provinz Nordwest) Andre Visagie von der Afrikanischen Widerstandsbewegung AWB. Terreblanche war der Führer der rechtsradikalen Organisation. Die Mannschaften aus aller Welt würden bei der WM-Teilnahme in "ein Land der Mörder" fahren, sagte Visagie.

Zuma: "Niemand darf das Gesetz in seine Hände nehmen"

Präsident Zuma hatte bereits wenige Stunden nach der Tat vor neuem Rassenhass gewarnt. "Die schreckliche Tat" dürfe nicht dazu missbraucht werden, "Rassenhass anzustacheln oder anzuheizen", betonte der Führer des Afrikanischen Nationalkongresses (ANC). "Niemand darf das Gesetz in seine Hände nehmen", sagte der Präsident im sichtlichen Bemühen, zehn Wochen vor der Fußball-WM in Südafrika die Lage zu entspannen. Auch der ANC, hervorgegangen aus der schwarzen Befreiungsbewegung, verurteilte den Mord "auf das Schärfste".

Die Chefin der oppositionellen Demokratischen Allianz (DA), Hellen Zille, meinte, der Mord werde die ohnehin angespannte Lage in Südafrika verschärfen. "Wir müssen nun mehr denn je der rassischen Polarisierung Widerstand leisten", sagte die Ministerpräsidentin der Provinz Western Cape. Sie kritisierte scharf "Hassreden" insbesondere der Linken und der Jugendorganisation der Regierungspartei ANC.

Mord wegen Streits um Lohn

Terreblanche war am Samstag auf seiner Farm nahe Ventersdorp westlich von Johannesburg nach Polizeiangaben von zwei schwarzen Arbeitern mit eine Machete und einem Schlagstock getötet worden. Der Führer der rechtsextremen südafrikanischen Burenbewegung "Afrikaner Weerstandsbeweging" (AWB) und die beiden jungen Männer im Alter von 15 und 21 Jahren waren nach den Worten der Polizeisprecherin Adele Myburgh wegen eines angeblich nicht bezahlten Lohns in Streit geraten. Die Arbeiter selbst hatten dem südafrikanischen Fernsehen zufolge selbst die Polizei telefonisch über die Tat informiert. Es sei unklar, ob Terreblanche zu diesem Zeitpunkt noch gelebt habe. Die Festgenommenen sollen am Dienstag einem Gericht vorgeführt werden. Ihnen droht Anklage wegen Mordes.

Die AWB Terreblanche beschuldigte den Generalsekretär der ANC-Jugendorganisation, Julius Malema, wegen seiner "Hetze" gegen die Buren für den Mord verantwortlich zu sein und kündigte nach Angaben der Nachrichtenagentur SAPA "Rache" an. Auf einer Pressekonferenz am Sonntag mahnten AWB-Vertreter allerdings die Mitglieder der extremen Organisation zur "Besonnenheit".

Auch der rechtsgerichtete Schriftsteller und Buren-Aktivist Dan Roodt beschuldigte den ANC Zumas, "ein Klima des Hasses gegen die Buren geschaffen zu haben". Die Ermordung Terreblanches sei nur die letzte Tat in einer langen Reihe von Morden, Vergewaltigungen und Angriffen, bei denen Buren die Opfer waren. Die kleine Partei Freiheitsfront Plus warnte vor einer "explosiven Situation" in Südafrika nach dem gewaltsamen Tod des Rechtsradikalen-Führers.

Terreblanche war auch nach der Abschaffung der Apartheid 1994 ein entschiedener Befürworter der Rassentrennung in Südafrika. In seiner Organisation AWB wurden mehrere leicht abgewandelte Nazi-Symbole verwendet. Der schwergewichtige, bärtige Radikalen-Führer war wegen militanter Aktionen und Gewaltakte gegen Schwarze mehrfach verurteilt worden. Von 2001 bis 2004 verbüßte er eine Gefängnisstrafe. In der jüngsten Vergangenheit waren AWB und Terreblanche selten öffentlich aufgetreten. Der "Weekend Argus" berichtete unter Berufung auf seine Familie, Terreblanche habe sich nach dem Gefängnisaufenthalt "völlig verändert" und sei als "wiedergeborener Christ" friedlicher geworden. (dpa/AFP)

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