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Bauarbeiter arbeiten auf der Baustelle in Mariupol.

© Uncredited/AP/dpa

Tag 153 im Ukraine-Krieg: Besatzer in Mariupol wollen Bevölkerung zur Trümmerbeseitigung zwingen

Geplante Umlage für Gaskunden ab 1. Oktober, russischen Truppen droht schwerer Rückschlag an Südfront. Der Überblick am Abend.

Seit Beginn des Kriegs in der Ukraine hat es immer wieder Berichte gegeben, dass sich ukrainische Einwohner weigern, mit den russischen Besatzern in den eroberten Gebieten zusammenzuarbeiten. Daran hat sich nach einem Bericht des US-Think-Tanks Institute for the Study of War nichts geändert.

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Demnach haben die russischen Beamten nach wie vor Probleme, genügend Arbeitskräfte zusammenzubekommen, um Trümmer zu beseitigen und etwa Geschäfte wieder zu eröffnen.

So habe das ukrainische Widerstandszentrum erst jüngst berichtet, dass in der Region Cherson drei Banken nicht wiedereröffnen konnten, weil sich nicht genügend Ukrainer bereit erklärten hatten, dort zu arbeiten. Und in der Region Luhansk soll es nicht genügend medizinisches Personal aus genau den gleichen Gründen geben, sodass die Besatzer russische Ärzte etwa aus Nowosibirsk und Wolgograd in die Region schicken.

In Mariupol sollen die russischen Beamten nach dem Bericht nun dazu übergegangen sein, die Bevölkerung mit ganz eigenen Mitteln zur Mitarbeit zu zwingen. Der Stadtrat habe bekannt gegeben, dass die Bereitstellung von humanitärer Hilfe für die Bewohner im Auftrag der Besatzer eingestellt worden sei – Lebensmittel gebe es nur noch im Austausch für die Beseitigung von Minen und Trümmern.

DIE WICHTIGSTEN NACHRICHTEN DES TAGES IM ÜBERBLICK

  • Deutschland muss aus Sicht des früheren Münchner-Sicherheitskonferenz-Chefs Wolfgang Ischinger seine Außen- und Sicherheitspolitik völlig neu aufstellen. Kein anderes Land sei durch den Krieg in wesentlichen Grundannahmen seiner Außen- und Sicherpolitik so erschüttert worden wie Deutschland, sagte er. Mehr dazu hier.
  • Die geplante Umlage für alle Gaskunden soll voraussichtlich ab dem 1. Oktober gelten. Wie stark der Gaspreis für die Verbraucher damit zusätzlich steigt, bleibt aber noch eine Weile offen. Hier erfahren Sie die Details.
  • Russische Hacker sollen einem Medienbericht zufolge das deutsche Stromnetz mit einer Spionageaktion angegriffen haben. Ein mutmaßlicher Täter sei identifiziert, berichteten der Bayerische Rundfunk und der Westdeutsche Rundfunk. Mehr dazu lesen Sie hier.
  • In der Ukraine droht russischen Truppen laut britischem Geheimdienst und der Regierung in Kiew ein schwerer Rückschlag an der Südfront. Demnach könnten durch die ukrainische Gegenoffensive auf die besetzte Stadt Cherson russische Truppen vom Gros der Armee abgeschnitten werden. Mehr dazu erfahren Sie hier.
  • Mit Blick auf die Energiekrise in Europa hat der ukrainische Präsident Wolodymyr Selenskyj der EU eine Unterstützung mit Strom aus seinem Land angeboten. „Wir bereiten uns auf die Erhöhung unseres Stromexports für die Verbraucher in der Europäischen Union vor“, sagte er in seiner Videobotschaft. Mehr dazu lesen Sie hier.
  • Der Kreml in Moskau hat die in den USA genannten Zahlen zu russischen Toten und Verletzten in dem Angriffskrieg auf die Ukraine als „Fake“ bezeichnet. „Das sind ja keine Angaben der US-Administration, sondern Veröffentlichungen in Zeitungen“, sagte Kremlsprecher Dmitri Peskow. Mehr dazu in unserem Newsblog.
  • Laut dem britischen Militär-Experten Ed Arnold vom Thinktank Royal Unites Services Institute (Rusi) sind die russischen Truppen „langsam erschöpft, was ihre Offensivkraft angeht“. Es sei der Preis, den die Armee für die Eroberung der Oblast Luhansk bezahlen würde, erklärt er im Interview mit dem „Spiegel“. 
  • Nach knapp zwei Jahren ist in der Ukraine der Posten des Antikorruptions-Staatsanwalts wieder besetzt. Als neuer Leiter der Spezialisierten Antikorruptions-Staatsanwaltschaft wurde Olexander Klymenko eingesetzt. 
  • Russische Einheiten haben nach eigenen Angaben in besetzten Gebieten im Süden der Ukraine 21 „Komplizen“ der ukrainischen Armee festgenommen. Das teilte die von Moskau installierte Regionalverwaltung in Cherson mit.

HINTERGRUND UND ANALYSE

Die Stadt Charkiw ist hart umkämpft, in Luhansk weiten die Russen ihre Kontrolle aus und in Cherson patrouillieren Soldaten durch die Straßen. Wie ist ein Alltag im Süden und Osten der Ukraine möglich?

2. Energiemangel, Inflation, Entlastungspakete: So reagieren andere EU-Länder auf die Krise

Frankreich, Italien, Litauen, Schweden: Vier Antworten auf den drohenden Lieferstopp von russischem Gas, explodierende Preise und die Versorgung im nächsten Winter.

3. Kiews neuer Botschafter für Berlin: Wer Nachfolger von Andrij Melnyk werden soll

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