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Terror: Immer mehr Muslime gegen Attentate

Die Zustimmung in den muslimischen Staaten für Selbstmordattentate oder andere Terrorakte, die sich gegen die Zivilbevölkerung richten, sinkt deutlich. Einzig in der Türkei ist die Zustimmung zu religiös motivierter Gewalt leicht gestiegen.

Die Unterstützung für Selbstmordattentate und Terrorakte gegen die Zivilbevölkerung hat im Zeitraum der letzten fünf Jahre in den muslimischen Staaten deutlich abgenommen. Nachgelassen hat auch das Vertrauen in Al-Qaida-Chef Osama bin Laden. Zu diesen Ergebnissen kommt eine Studie des renommierten Washingtoner Pew-Instituts in 16 Staaten mit überwiegend muslimischer Bevölkerung im Nahen und Mittlere Osten, in Afrika und Asien. Einzig in der Türkei ist die Zustimmung zu religiös motivierter Gewalt leicht gestiegen.

Das Pew-Institut ist ein gemeinnütziger Think Tank, der aufwendige weltweit repräsentative Untersuchungen zu religiösen, sozialen und politischen Einstellungen der Bevölkerung macht. Die jüngste Erhebung ist Teil des seit 2001 existierenden sogenannten Pew Global Attitudes Project, aus dem bislang 17 größere Untersuchungen hervorgegangen sind. „Der auffällige Rückgang bei der Akzeptanz von Selbstmordanschlägen ist eine von mehreren Ergebnissen, die möglicherweise auf eine umfassendere Ablehnung von extremistischen Taktiken in der muslimischen Welt hindeuten“, hieß es als Fazit in dem Bericht.

Als „oft oder manchmal gerechtfertigt“ sahen noch neun Prozent der Pakistaner Selbstmordattentate an – vor fünf Jahren lag die Quote noch bei einem Drittel, im Jahr 2004 sogar bei 41 Prozent. In Jordanien wuchs die Quote zwischen 2002 und 2005 von 43 auf 57 Prozent und fiel danach auf heute 23 Prozent. Im Libanon halbierte sich die Quote im gleichen Zeitraum von 74 auf 34 Prozent.

Ein ähnliches Meinungsbild bieten auch die Muslime in Indonesien und Bangladesch, wo sich die Zustimmung zu Selbstmordattentaten seit 2002 ebenfalls halbiert hat. In afrikanischen Staaten wie Tansania oder Nigeria sank die Zustimmung dagegen eher geringfügig – im Falle Nigerias liegt sie allerdings bei hohen 42 Prozent.

Eine absolute Ausnahme in der muslimischen Welt bilden die Palästinenser. Sie stimmen zu 70 Prozent solchen Angriffen zu, wobei es keinen Unterschied gibt in den Einstellungen von Männern und Frauen. Dagegen erklärten nur sechs Prozent der Palästinenser, Selbstmordattentate seien niemals und unter keinen Umständen gerechtfertigt – die bei weitem kleinste Ziffer in der gesamten untersuchten muslimischen Welt.

Auch die Unterstützung für bin Laden blieb bei den Palästinensern mit 57 Prozent vergleichsweise hoch. Ähnlich hoch ist sie nur in Pakistan und Indonesien, dagegen ist sie in Jordanien stark gefallen. Im Libanon und der Türkei ist das Ansehen des Al-Qaida-Chefs inzwischen nur noch sehr gering.

http://pewglobal.org/reports/display.php?ReportID=257

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