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Österreichs Verteidigungsminister Mario Kunasek muss zurzeit unangenehme Fragen beantworten.

© AFP/APA/Robert Jäger

Tödlicher Zwischenfall im Jahr 2012: Ließen österreichische UN-Soldaten Syrer bewusst in Hinterhalt fahren?

Wien untersucht einen Zwischenfall mit österreichischen UN-Soldaten auf den Golanhöhen. 2012 ließen Soldaten dort syrische Polizisten möglicherweise bewusst in einen tödlichen Hinterhalt fahren.

Die Regierung in Wien hat am Samstag eine Untersuchung zu einem tödlichen Zwischenfall auf den Golanhöhen eingeleitet, in den österreichische UN-Soldaten im Jahr 2012 verwickelt gewesen sein sollen. Damals sollen österreichische Blauhelmsoldaten syrische Polizisten bewusst in einen Hinterhalt haben fahren lassen. Die Wochenzeitung "Falter" brachte den Vorfall durch die Veröffentlichung eines von den Blauhelmsoldaten gefilmten Videos ans Licht.

Der Sprecher des Verteidigungsministeriums, Michael Bauer, teilte auf Twitter mit, eine Untersuchungskommission habe am Samstag ihre Arbeit aufgenommen. Die UNO werde zur Mitarbeit eingeladen.

In dem vom "Falter" veröffentlichten Video sind nach Angaben des Blattes Schmuggler zu sehen, die sich hinter Felsen verschanzt haben. Eine Stunde später kommt ein Geländewagen der syrischen Polizei angefahren. Die Österreicher lassen die Polizisten passieren. Die Bilder zeigen dann, dass die syrischen Sicherheitskräfte erschossen werden. Nach UN-Angaben wurden neun Polizisten von 13 Bewaffneten getötet.

In dem Video ist laut dem "Falter"-Bericht zu hören, dass die Österreicher wussten, was auf die Polizisten zukommen würde. Es ist ein Wortwechsel im österreichischen Dialekt zu hören. Einer sagt zu einem Kameraden, er sollte die Polizisten warnen. Ein anderer sagt: "Jetzt geht's gleich los."

Ein UN-Sprecher nennt das Video "verstörend"

Die österreichische Nachrichtenagentur APA zitierte einen UN-Sprecher mit den Worten, das Video sei "verstörend". Die UNO werde bei der Aufklärung des Vorfalls mit den österreichischen Behörden zusammenarbeiten. Der Vorfall selbst war demnach bekannt: Er sei dem UN-Sicherheitsrat gemeldet und in einem Bericht festgehalten worden, sagte der Sprecher.

Die "Salzburger Nachrichten" zitierten am Samstag in ihrer Online-Ausgabe einen österreichischen Soldaten, der selbst als UN-Soldat auf den Golanhöhen stationiert war. "Der Befehl lautete: Nicht einmischen", sagte der als Markus H. bezeichnete Mann. Seine Kollegen hätten "zu 100 Prozent korrekt gemäß unserem Auftrag gehandelt". Bei dem Vorfall war H. den Angaben zufolge nicht dabei.

Israel hatte einen Teil der syrischen Golanhöhen 1967 besetzt und später annektiert. Der Waffenstillstand wird von der UNO überwacht. Wegen der Verschlechterung der Sicherheitslage nach Beginn des Syrien-Kriegs 2011 zog Österreich seine Blauhelmsoldaten 2013 von dort ab. (AFP)

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