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Türkei-Besuch: Religion integriert - Deutschlands Innenminister in Ankara

In der Türkei erfährt der deutsche Innenminister, dass es dort längst Deutschkurse für Imame gibt

Gleich zu Beginn des ersten offiziellen Besuches von Bundesinnenminister Thomas de Maizière in der Türkei ist das Thema Religion in den Vordergrund gerückt. Noch vor seinen ersten Gesprächen mit türkischen Regierungspolitikern traf sich de Maizière in Istanbul mit Vertretern der christlichen Minderheiten, darunter dem griechisch-orthodoxen Patriarchen Bartholomäus I. So signalisiert der Minister, dass sich Deutschland für die kleine christliche Minderheit in dem muslimischen EU-Bewerberstaat einsetzen will. Bei seinen politischen Gesprächen in Ankara an diesem Freitag spielt die Religion ebenfalls eine große Rolle: De Maizière trifft nicht nur seinen türkischen Kollegen Besir Atatalay, sondern auch den Chef türkischen Religionsamtes Ali Bardakoglu, der für die nach Deutschland entsandten türkischen Imame zuständig ist.

Unter der Regierung von Ministerpräsident Recep Tayyip Erdogan haben die Christen in der Türkei in den vergangenen Jahren mehr Rechte bekommen. Aber im Alltag hakt es häufig bei der Anwendung der Reformen, wie Christenvertreter dem deutschen Minister sagten. „Positiv, aber langsam“ sei die Entwicklung, sagte Patriarch Bartholomäus dem deutschen Gast. Auch in der Frage der seit fast 40 Jahren geschlossenen orthodoxen Priesterschule auf der Insel Heybaliada bei Istanbul gebe es „grünes Licht“ von der Regierung für eine Wiedereröffnung – „aber noch keine konkrete Umsetzung“.

Während bei de Maizières Kontakten in Istanbul die Lage der Christen im Vordergrund stand, geht es in Ankara vor allem um die drei Millionen muslimischen Türken und türkischstämmigen Bundesbürger in Deutschland. Kurz vor dem Besuch des Ministers hatte die CSU gefordert, türkische Imame müssten vor ihrer Entsendung nach Deutschland die deutsche Sprache lernen. Religionsamtschef Bardakoglu dürfte diese Forderung amüsiert zur Kenntnis nehmen – denn Deutschkurse für Imame existieren schon seit acht Jahren.

Denn nicht nur in der deutschen Integrationsdebatte gelten die Imame als potenzielle Brückenbauer; sie kommen näher an die türkische Bevölkerung heran als etwa Behördenvertreter. Die Prediger haben auch Einfluss darauf, wie die Türken in der Bundesrepublik ihre doppelte Heimat sehen, sie können für mehr Integration werben – oder es eben bleiben lassen. Zudem arbeiten sie während ihrer meist vierjährigen Dienstzeit als Vorstand einer Gemeinde in der Bundesrepublik mit deutschen Behörden und Schulen zusammen. Je mehr die Vorbeter über Deutschland und seine Kultur wissen, je besser sie die deutsche Sprache beherrschen – desto besser für alle Beteiligten.

Seit Mai 2002 laufen Deutschkurse für die Imame am Ankaraner Goethe-Institut, seit vier Jahren werden auch weibliche Vorbeterinnen nach Deutschland entsandt. Die deutsche Botschaft ist an den fünfmonatigen Ausbildungslehrgängen beteiligt, die garantieren sollen, dass die Theologen zumindest ansatzweise wissen, was sie in Deutschland erwartet. Etwa jeder Zweite der 120 Imame, die jedes Jahr nach Deutschland gehen, nimmt inzwischen an einem der Kurse teil. Bisher sind mehr als 400 Geistliche in den Intensivkursen geschult worden.

Auch in Deutschland selbst gehen die Deutschkurse weiter. Ditib, der Ableger von Bardakoglus Amt in Deutschland, hat die Losung ausgegeben, dass bis zum Jahr 2014 alle Imame in der Bundesrepublik die Landessprache sehr gut beherrschen sollen. Teilweise besuchen die Geistlichen Kurse in deutschen Volkshochschulen.

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