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Politik: U-Boot-Unglück: Nato startet ihr größtes Rettungsmanöver

"Ein U-Boot des Nato-Staates Türkei ist bei einer Kollision mit einem anderen U-Boot im Mittelmeer schwer beschädigt worden und 57 Meter tief auf den Meeresgrund gesunken. 17 Mann an Bord sind noch am Leben, die anderen sind schon beim Zusammenstoß ertrunken.

"Ein U-Boot des Nato-Staates Türkei ist bei einer Kollision mit einem anderen U-Boot im Mittelmeer schwer beschädigt worden und 57 Meter tief auf den Meeresgrund gesunken. 17 Mann an Bord sind noch am Leben, die anderen sind schon beim Zusammenstoß ertrunken. Weil der Druck im U-Boot steigt, wird die Zeit für die Überlebenden knapp: Sie müssen das Schiff über den Turm verlassen und die Wasseroberfläche erreichen." Diese Szene wird sich in den kommenden Tagen südlich der türkischen Küste im Mittelmeer abspielen und ist eines von mehreren Szenarien, mit denen die Nato von diesem Montag an zehn Tage lang den Ernstfall probt.

Das Manöver "Sorbet Royal 2000", das größte U-Boot-Rettungsmanöver in der Geschichte der Nato, erhält durch das Fiasko bei der Havarie des russischen U-Boots "Kursk" im August besondere Dringlichkeit. Tatsächlich kann einer der ursprünglich eingeplanten Teilnehmer, das britische Unterwasser-Rettungsschiff LR5, nicht an dem Manöver teilnehmen, weil es nach seinem Einsatz für die "Kursk" erst einmal gewartet werden muss. "Die jüngste russische U-Boot-Rettungsoperation illustriert und bekräftigt die Notwendigkeit der internationalen Zusammenarbeit, um U-Boot-Besatzungen bei ähnlichen Unfällen rechtzeitig retten zu können", erklärt denn auch das Nato-Marinekommando Ostatlantik, unter dessen Oberbefehl das Manöver abgewickelt wird.

Rund 170 U-Boot-Unfälle hat es nach Nato-Zählung im vergangenen Jahrhundert zu Friedenszeiten gegeben. Zu den häufigsten Ursachen zählten Unterwasser-Kollisionen, Feuer, Materialversagen und mangelnde Ausbildung der Matrosen. Deshalb hält die Nato schon seit 1986 regelmäßig U-Boot-Rettungsmanöver ab, seit einiger Zeit im Drei-Jahres-Rhythmus. Gastgeber ist diesmal die Türkei, die auch das "verunglückte" U-Boot samt Besatzung stellt. Hauptakteure bei den Rettern sind die USA und Italien. Die italienische Marine beteiligt sich mit der "Anteo", einem speziell für die Rettung von U-Booten ausgerüsteten Schiff. Die "Anteo" führt unter anderem Rettungs-U-Boote, eine Tauchglocke und den Dräger-Newt-Suit mit, einen Tauchanzug mit Druckausglech, in dem Retter noch 300 Meter unter Wasser arbeiten können.

Die USA schicken ihre hochmodernen Tiefseerettungsboote "Avalon" und "Mystic". Die beiden U-Boote mit einer Besatzung von je vier Mann sind stets in Alarmbereitschaft und können zu Lande, zu Wasser und in der Luft transportiert werden, um jeden Unfallort auf der Welt schnellstmöglichst zu erreichen; sie tauchen bis zu 1,5 Kilometer tief und können jeweils 24 Überlebende auf einmal aufnehmen. Ihre Existenz ist einem früheren U-Boot-Debakel zu verdanken: Die US-Marine ließ die Rettungstaucher entwickeln, nachdem ihr U-Boot "Thresher" 1963 vor der US-Ostküste unterging und 129 Mann ums Leben kamen.

Die deutsche Bundeswehr ist mit zwei Militärärzten an der Übung vor der südtürkischer Hafenstadt Mersin beteiligt; denn auch die Behandlung von Besatzungen eines havarierten U-Boots soll geübt werden. Seit eineinhalb Jahren wird das Manöver vorbereitet, und wenn es am 13. September endet, dann dürfte die Erleichterung groß sein. Denn: "Die Gefahren der Meerstiefen verzeihen keinen Fehler von Mensch oder Maschine."

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