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US-Militärkräfte feuern eine Rakete des High Mobility Artillery Rocket System (HIMARS) ab.

© Foto: Reuters/Romeo Ranoco

Ukraine-Invasion Tag 215: Welche Waffen das Pentagon jetzt bestellt

USA füllen ihre Waffenbestände auf, Lecks in den Nord-Stream-Pipelines könnten durch einen Anschlag entstanden sein, Hunderttausende Russen verlassen das Land. Der Überblick am Abend.

Das Pentagon veröffentlicht regelmäßig, welche Waffen es bei der Industrie bestellt. Ein Blick auf die jüngste Aufstellung zeigt, dass die Bestände aufgefüllt werden, die in die Ukraine gegangen sind - und, dass den USA nicht die Waffen und die Munition ausgehen werden, um die Ukraine ausreichend zu versorgen (die Daten sind beim US-Verteidigungsministerium öffentlich zugänglich). 

Insgesamt zeigt die Liste Bestellungen für viele Milliarden Dollar; was nicht verwundert, denn die USA haben bei weitem das höchste Militärbudget der Welt (rund 800 Milliarden Dollar pro Jahr, 14 Mal mehr als Deutschland). Allein 1,3 Milliarden Dollar werden für panzerbrechende Raketen vom Typ Javelin ausgegeben, die in der Ukraine wahrscheinlich hunderte russische Panzer außer Gefecht gesetzt haben. 800 Millionen Dollar sind für Stinger-Flugabwehrraketen veranschlagt, auch die sind in der Ukraine im Einsatz. Für 31 Millionen Dollar werden Ersatzteile für Artilleriegeschütze gekauft. Auch davon sind große Bestände an die Ukraine gegangen.

Knapp eine halbe Milliarde Dollar wird außerdem investiert, um die Produktionskapazitäten für Munition zu erhöhen. Rund 400 Millionen Dollar werden für die Raketenwerfer Himars ausgegeben (rund 140 Millionen Dollar für die dazugehörigen Raketen). Laut dem Militärexperten Thomas Theiner können dafür rund 100 Himars gekauft werden. An die Ukraine wurden bisher offiziell 16 Himars geliefert.

Anfang September hatte sich die von den USA angeführte Ukraine-Kontaktgruppe auf der US-Basis Ramstein in Rheinland-Pfalz getroffen, um die langfristige Unterstützung für die Ukraine zu koordinieren. Der US-Verteidigungsminister Lloyd Austin sagte damals, dass auch die Rüstungsindustrie im Westen darauf eingestellt werden müsse, das zu produzieren, was die Ukraine absehbar an Gerät und Munition braucht. Die Bestellliste des Pentagon zeigt, dass die USA damit schon begonnen haben. 

Die wichtigsten Nachrichten des Tages:

  • Nach einem Druckverlust in den Gasleitungen Nord Stream 1 und 2 wird weiter nach der Ursache gesucht. Seismologen weisen auf Erschütterungen vor der Insel Bornholm hin. Es könnte sich um Explosionen gehandelt haben. An dieser Stelle halten wir Sie über alle nachrichtlichen Entwicklungen auf dem Laufenden, den Hintergrund lesen Sie weiter unten. 
  • „Sie spielen mit bewaffneten Menschen“: Putins Chefpropagandistin fürchtet einen Aufstand in der Armee. Mehr lesen Sie hier.
  • Polen eröffnet Gasleitung Baltic Pipe nach Norwegen: Mit der neuen Pipeline will Polen seine Energieimporte diversifizieren. Zuletzt hatte Russland seine Lieferungen wegen des Kriegs in der Ukraine eingestellt. Mehr hier.
  • Selenskyj wirft Moskau vor, die Niederlage hinauszuzögern: Der ukrainische Präsident sieht in der Mobilisierung eine Verzweiflungstat des Kreml. Putins „Koch“ gab derweil erstmals die Gründung der Söldnertruppe „Wagner“ zu. Mehr hier
  • Hunderttausende Russen haben seit der Teilmobilmachung des russischen Militärs vor knapp einer Woche das Land verlassen. Allein nach Kasachstan seien seit dem 21. September rund 98 000 russische Staatsbürger eingereist, teilte die Migrationsbehörde des kasachischen Innenministeriums am Dienstag nach Angaben der Agentur Interfax mit. Laut einem Bericht der russischen Exilzeitung „Novaya Gazeta“ sind inzwischen 260.000 Russen geflüchtet. Mehr in unserem Liveblog.
  • Der kasachische Präsident Kassym-Schomart Tokajew hat am Dienstag den vor der russischen Teilmobilmachung nach Kasachstan fliehenden Russen Schutz zugesichert. „In den vergangenen Tagen sind viele Leute aus Russland zu uns gekommen. Die meisten sind aufgrund einer ausweglosen Situation gezwungen fortzugehen“, erklärte Tokajew. „Wir müssen uns um sie kümmern, für ihre Sicherheit sorgen.“ Es handele sich um eine „politische und humanitäre Frage“, sagte er.
  • Die Ukraine hat eine oder mehrere Siedlungen rund um die strategisch wichtige Stadt Lyman zurückerobern können. Das geht aus den Analysen des US-amerikanischen Institute for the Study of War (ISW) und der Militäranalyse-Agentur Rochan Consulting hervor. Unter anderem russische Militärblogger hatten über Erfolge der ukrainischen Armee berichtet. In diesen Berichten konnten jedoch nicht alle Angaben verifiziert werden, sodass die Anzahl der eroberten Siedlungen schätzungsweise zwischen eins und vier liegen.
  • Die Regierung in Tokio hat von Russland eine Entschuldigung wegen der Festnahme und Misshandlung eines japanischen Diplomaten gefordert. „Dem Beamten wurden die Augen verbunden, beide Hände und der Kopf auf den Boden gedrückt, sodass er sich während des Gewahrsams nicht bewegen konnte, und dann wurde er auf autoritäre Weise verhört“, erklärte ein japanischer Regierungssprecher am Dienstag.
  • Der Vorsitzende der Münchner Sicherheitskonferenz, Christoph Heusgen, spricht sich für die Lieferung des Kampfpanzers Leopard an die Ukraine aus. „Die Ukrainer wollen diese schweren Waffen“, sagt der frühere außenpolitische Berater der „Rheinischen Post“. Er könne zwar nachvollziehen, dass die Bundesregierung einen Alleingang in dieser Frage ablehne, schlägt aber vor, dass Deutschland alle Staaten, die über einen solchen Panzer verfügen, in einem Konsortium zusammenholen sollte. 
  • Die US-Regierung hat Russland erneut mit deutlichen Worten vor dem Einsatz nuklearer Waffen gewarnt. Die Konsequenzen wären „außerordentlich“ und „real“, sagte der Sprecher des US-Außenministeriums, Ned Price, am Montagabend (Ortszeit) dem Sender CNN. Man habe dies auch Moskau sehr deutlich gemacht. „Wir haben den Russen nicht den Hauch eines Zweifels gelassen“, sagte Price. Die US-Regierung meine es ernst. Price wollte nicht sagen, wie genau diese Konsequenzen aussehen würden.

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