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Ukraine-Invasion Tag 230: Verteidigungswall und Truppenverstärkung – so will Moskau die ukrainische Offensive stoppen
Erneut Raketenangriffe in der gesamten Ukraine, Nato will Waffenproduktion ankurbeln, Treffen von Biden und Putin bei G20? Der Überblick am Abend.
Stand:
Die massenhaften Raketenangriffe auf die Ukraine am Montag und Dienstag haben die Entwicklungen an der Front etwas in den Hintergrund treten lassen. Tatsächlich aber rücken die ukrainischen Truppen im Nordosten immer noch vor und sind jetzt weniger als 20 Kilometer von der strategisch wichtigen Stadt Svatove entfernt.
Russland hat seine Truppen inzwischen in der Region verstärkt. Ein Video in den sozialen Netzwerken zeigte heute wie Männer einen Verteidigungsgraben ausheben. Laut einem russischen Bericht soll eine Verteidigungslinie von der Stadt Lyssytschansk bis an die russische Grenze führen. Zuletzt gab es auch Gerüchte über eine geplante Gegenoffensive der Russen. Bestätigt haben sich diese bisher nicht.
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Um die Russen nicht zur Ruhe kommen zu lassen, greifen die Ukrainer derweil vor allem in kleinen Gruppen von weniger als 20 Mann die russischen Defensivstellungen an, wie russische Militärblogger berichten. Zudem sollen sie erneut Truppen für einen größere Offensive gegen Luhansk sammeln. Der ukrainische Gouverneur von Luhansk hatte diese vor ein paar Tagen angekündigt.
Allerdings wäre es durchaus überraschend, wenn die Ukrainer frontal gegen die russischen Verteidigungsstellungen vorgehen; das würde kaum zum bisherigen, taktisch klugen und auf die Minimierung der eigenen Verluste abzielenden Vorgehen passen. Wie ein ukrainischer Militär kürzlich mehrdeutig erklärte: „Wie genau es weitergeht, wissen wir noch nicht. Aber Oleksandr Syrskyj (der die Truppen im Osten befehligt, Anm. d. Red.) wird sich schon etwas ausdenken, womit die Russen nicht rechnen.“ Syrskyj hatte maßgeblich die erfolgreiche Offensive in Charkiw mitkonzipiert, die weltweit für Erstaunen sorgte.
Die wichtigsten Nachrichten des Tages
- Finnischer Sprengstoffexperte vermutet Einsatz russischer Brandbomben auf der Krim-Brücke: Das ehemalige Armee-Mitglied sieht die Verwendung von „hochwertigem“ Sprengstoff als wahrscheinlich an. Russland setzte Thermit-Brandbomben bereits in der Ukraine ein. Mehr hier.
- Hetze gegen Ukrainer bei Demos in Sachsen: In sächsischen Städten geraten Ukrainer am Montagabend ins Visier von prorussischen Demonstranten. In Dresden wird ihnen sogar der Tod gewünscht. Mehr hier.
- „Wir wissen, dass ihnen die Munition ausgeht“: Londoner Geheimdienste gehen davon aus, dass es dem russischen Militär bald an elementarer Ausrüstung fehlen könnte. Wladimir Putin begehe zudem strategische Fehler. Mehr hier.
- Orban nennt Trump „Hoffnung für den Frieden“: Bei einer Veranstaltung in Berlin forderte Viktor Orban, dass die USA und Russland einen Waffenstillstand in der Ukraine verhandeln. Besondere Vorstellungen hat er davon, wer die Verhandlungen führen soll. Mehr hier.
- In Kiew und mehreren weiteren Regionen gibt es erneut Angriffe mit Raketen und Kampfdrohnen. Ziel ist immer wieder die Energieinfrastruktur des Landes. Unter anderem in Lwiw fiel der Strom aus. Mehr hier.
- Der Winter kommt - und die EU steht unter Zeitdruck: Beim Treffen der EU-Energieminister am Mittwoch in Prag geht es erneut um die Frage, wie die hohen Gaspreise gesenkt werden können. Mehr hier.
- Die russische Führung zeigt sich offen für ein Treffen zwischen Präsident Wladimir Putin und US-Präsident Joe Biden. Russland würde eine solche Begegnung bei dem bevorstehenden G20-Gipfel nicht ablehnen und den Vorschlag prüfen, sollte es einen von den USA erhalten, sagt der russische Außenminister Sergej Lawrow im russischen Staatsfernsehen. Das Treffen der Staats- und Regierungschefs der zwanzig wichtigsten Industrie- und Schwellenländer (G20) ist Mitte November auf der indonesischen Insel Bali geplant. Mehr in unserem Live-Blog.
- Russland hat den US-Internetriesen Meta auf eine Liste „terroristischer und extremistischer“ Organisationen gesetzt. Die Einstufung des Mutterkonzerns der Online-Netzwerke Facebook und Instagram erfolgte durch die russische Finanzaufsicht, wie am Dienstag auf deren Webseite zu lesen war. Der Schritt erleichtert den russischen Behörden die strafrechtliche Verfolgung von Nutzern in Russland.
- Die Nato hat nach Angaben von Generalsekretär Jens Stoltenberg ihre Präsenz in der Ost- und in der Nordsee nach der „Sabotage“ an den Nord-Stream-Pipelines verdoppelt, auf mehr als 30 Schiffe. Die Schiffe würden aus der Luft und von „Unterwasser-Kapazitäten“ unterstützt.
- Die Nato führt derzeit Gespräche mit Rüstungsunternehmen und Allianz-Mitgliedern über eine Erhöhung der Waffenproduktion. Außerdem werde über eine Wiederaufstockung der Lagerbestände beraten, die sich wegen Lieferungen von Material zur Unterstützung der Ukraine im Kampf gegen Russland verringert hätten, sagt Nato-Generalsekretär Jens Stoltenberg.
- Die Ukraine wirft Russland vor, mit seinen Angriffen auf ihre Energieanlagen Kriegsverbrechen zu begehen. Damit schaffe Russland absichtlich unerträgliche Bedingungen für die Zivilbevölkerung, schreibt der ukrainische Außenminister Dmytro Kuleba auf Twitter.
- Nach der Ankündigung eines gemeinsamen Truppenverbundes mit Russland hat die Führung von Belarus bekräftigt, dass es sich dabei um ein „rein defensives“ Kontingent handeln soll. In einer Erklärung des belarussischen Verteidigungsministers Viktor Chrenin hieß es am Dienstag, alle Aktivitäten seien derzeit darauf ausgerichtet, „eine ausreichende Antwort auf Handlungen nahe unserer Grenze parat zu haben“.
- Der türkische Außenminister Mevlut Cavusoglu hat Russland und die Ukraine zu einem schnellstmöglichen Waffenstillstand aufgerufen. „Eine Waffenruhe muss so schnell wie möglich erreicht werden. Je schneller, desto besser“, sagte Cavusoglu am Dienstag in einem Fernsehinterview. Beide Parteien hätten sich seit Gesprächen zwischen russischen und ukrainischen Unterhändlern im März in Istanbul von der Diplomatie entfernt.
- Nach der groß angelegten russischen Angriffsserie auf Städte in der Ukraine ist die Zahl der Todesopfer nach ukrainischen Angaben auf mindestens 19 gestiegen. Wie die Rettungsdienste des Landes mitteilten, gab es überdies mehr als 100 Verletzte. „Nach vorläufigen Angaben sind 19 Menschen getötet worden und 105 weitere verletzt worden“, schrieben die Rettungsdienste im Onlinenetzwerk Facebook.
- Unter scharfer Kritik hat der deutsche EU-Botschafter in Belarus, Dirk Schuebel, seinen Posten in Minsk verlassen. Die Behörden unter Machthaber Alexander Lukaschenko verlängerten das Visum und die Akkreditierung nicht mehr, wie der Diplomat am Montagabend bei Facebook mitteilte. Der 64-Jährige, der die Mission seit 2019 geführt hatte, kritisierte „eklatante Verletzungen der Menschenrechte und des internationalen Rechts“ nach der Präsidentenwahl 2020, die gefälscht und „von ständiger Gewalt gegen unschuldige Menschen“ begleitet gewesen sei.
- Die USA teilen die Auffassung der Ukraine, dass Russland die schweren Luftangriffe auf ukrainische Städte bereits vor der Explosion auf der Krim-Brücke geplant hat. Anschläge dieses Ausmaßes könnten nicht innerhalb von ein paar Tagen ausgearbeitet werden, sagt der Sprecher des Nationalen Sicherheitsrates im Weißen Haus, John Kirby, dem Sender CNN.
- Nach Ansicht des CDU-Außenpolitikers Roderich Kiesewetter müssen die Menschen in Deutschland darüber aufgeklärt werden, dass der russische Angriffskrieg gegen die Ukraine noch längere Zeit dauern könnte. „Auch unsere Bevölkerung muss darauf eingestellt werden, dass dieser Krieg womöglich noch zwei Jahre gehen kann und dass er sich ausweitet“, sagte Kiesewetter dem Sender Welt. Die kritische Infrastruktur sei unter Druck.
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