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Nach Rot-Grün wünschen sich nun auch die Manager einen Mindestlohn.

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Update

Umfrage: Mehrheit der Manager für Mindestlohn

Sie wollen mehrheitlich CDU wählen und plädieren trotzdem für gesetzlichen Mindestlohn: 8,88 Euro in der Stunde halten deutsche Manager durchschnittlich für angemessen. Die Parteien nutzen diese Angaben für ihren Wahlkampf.

Von Katrin Schulze

Von SPD und Grünen ist es bekannt. Da haben sich die Spitzenkandidaten Peer Steinbrück und Katrin Göring-Eckardt erst in der vergangenen Woche öffentlichkeitswirksam dafür eingesetzt. Die Linke und die Gewerkschaften fordern ihn sowieso. Dass sich nun aber auch die deutschen Manager mehrheitlich für einen Mindestlohn aussprechen, überrascht. Genau genommen sind es 57 Prozent der Befragten, die dafür plädieren den gesetzlichen Mindestlohnes einzuführen. So ergab es eine Umfrage des Forsa-Instituts, die das „Handelsblatt“ am Montag veröffentlichte.

Mit 60 Prozent war die Zustimmung aus mittelgroßen Unternehmen mit 500 bis 5000 Beschäftigten den Angaben zufolge am höchsten. In der Dienstleistungsbranche plädierten sogar 61 Prozent der Manager für einen Mindestlohn. Die Befürworter hielten im Durchschnitt einen Mindestlohn von 8,88 Euro je Stunde für angemessen. Nur sieben Prozent der Befragten sagten für den Fall einer Einführung einen Abbau von Arbeitsplätzen im eigenen Unternehmen voraus. Hier zeigten sich allerdings regionale Unterschiede: Je zwölf Prozent der nord- und ostdeutschen Firmen erwarteten einen Stellenabbau wegen des Mindestlohns, aber nur sechs Prozent der Manager aus der Mitte und fünf Prozent aus dem Süden des Landes.

Jede Partei sieht sich bestätigt

Sofort auf die Umfrage angesprungen sind die Parteien. "Anders als die Bundesregierung hat man in den Führungsetagen der Unternehmen verstanden, dass Geschäftsmodelle, die auf Lohndumping basieren, nicht zukunftsfähig sind", sagt Brigitte Pothmer, Arbeitsmarktexpertin der Grünen. "Mit ihrem eindeutigen Plädoyer zeigen die Manager, dass sie beim Thema soziale Verantwortung ein ganzes Stück weiter sind als die Regierung. Die Manager lassen Merkel damit mutterseelenallein dastehen."

Stimmt so nicht. Glaubt Schwarz-Gelb. „Ich habe die Erfahrung gemacht, dass – anders als früher – in Deutschland das Bewusstsein für faire Arbeitsbedingungen zugenommen hat“, sagt Peter Weiß, der Vorsitzende der Arbeitnehmergruppe der Unionsfraktion. Die eigentliche Streitfrage sei für ihn nicht, dass es einen Mindestlohn gibt, sondern wie dieser zustande kommt.

CDU und CSU wollen, dass eine Tarifkommission eine verbindliche Lohnuntergrenze festlegt „Damit wollen wir auch erreichen, dass die Tarifbindung wieder zu- anstatt weiter abnimmt und sich die Menschen stärker in Gewerkschaften engagieren", sagt Weiß.

Obwohl die Manager eigentlich ein anderes Konzept favorisieren, sieht sich auch die FDP ihre Vorstellungen gewürdigt. Der liberale Arbeitsmarktexperte Johannes Vogel findet: "Durch die Details der Umfrage sehen wir bestätigt, dass unser Konzept das richtige ist: Es sollte differenzierte Lohnuntergrenzen im Einklang mit der Tarifautonomie geben, aber ein zentrales Einheitslohndiktat durch den Deutschen Bundestag lehnen wir weiterhin ab." Auch habe man beispielsweise in der Regierung viele tarifliche Lohnuntergrenzen geschaffen.

Manager für Mindestlohn und für die Union: Wie passt das zusammen?

Interessant ist, dass sich die Mehrheit der Führungskräfte generell für CDU/CSU aussprach, die Union aber ebenso wie die FDP eine einheitliche gesetzliche Regelung ablehnt. Für 53 Prozent der Manager hat die Union dennoch „besondere ökonomische Kompetenz“, die FDP kam hier auf 18 Prozent. Nur zwei Prozent der Unternehmenschefs halten die SPD für wirtschaftlich kompetent, vier Prozent ist der Vergleichswert für die Grünen. Forsa befragte insgesamt 696 Führungskräfte.

Dennoch nutzte die Linkspartei die Umfrage, um die Regierungskoalition zu rügen. "Die Mehrheit der deutschen Manager ist in Sachen Mindestlohn klüger als Union und FDP", sagt Klaus Ernst, Mitglied im Spitzenteam der Linken. "Der von Rot-Grün geforderte Mindestlohn von 8,50 Euro ist viel zu niedrig angesetzt. Selbst die Mehrheit der deutschen Manager hält eine höhere Lohnuntergrenze für erforderlich."

Die Linke fordert einen Mindestlohn von zehn Euro pro Stunde. "Dieser Lohn ist nötig, um nach 45 Beitragsjahren eine Rente zu bekommen, die über dem Niveau der Grundsicherung im Alter liegt", sagt Ernst. SPD und Grüne wollen bei einem Wahlsieg einen gesetzlichen Mindestlohn von 8,50 Euro durchsetzen. Die CDU/CSU hat eine Lohnuntergrenze vorgeschlagen, die überall dort gelten soll, wo keine Tarifverträge existieren. Dieses Konzept befürworten grundsätzlich auch die Liberalen. (mit AFP)

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