zum Hauptinhalt
Nicht nur in Osteuropa, sondern auch in westeuropäischen Ländern wie Frankreich ist das Misstrauen gegenüber politischen Eliten ausgeprägt.

© REUTERS

Umfrage zur Akzeptanz der Demokratie: Skepsis gegenüber Eliten in Ost und West

In Ost- und in Westeuropa gibt es ein weit verbreitetes Misstrauen gegenüber politischen Eliten. Das geht aus einer Studie des Pew Research Center hervor.

30 Jahre nach dem Mauerfall gibt es in den mittel- und osteuropäischen Ländern eine breite Unterstützung für Demokratie und Marktwirtschaft. Das geht aus einer repräsentativen Umfrage des Washingtoner Meinungsforschungsinstituts Pew Research Center hervor. Sorgen bereitet den Bürgern in Mittel- und Osteuropa der Umfrage zufolge allerdings die Funktionsfähigkeit der politischen Systeme in ihren Ländern und die ungleiche Verteilung des Wohlstands. Dies gilt auch für die Bürger im Westen.

In Polen erklärten beispielsweise 85 Prozent der Befragten, dass sie die Demokratie und den Kapitalismus unterstützen. Einen ähnlichen Wert ermittelte das Pew Research Center auch für Ostdeutschland: Hier unterstützen 85 Prozent der Befragten die Demokratie und ein Mehrparteiensystem. 83 Prozent der Befragten in den neuen Ländern befürworten die Marktwirtschaft. Allerdings sind Demokratie und Marktwirtschaft in Osteuropa, der Ukraine und Russland keineswegs gleichermaßen verankert. Laut der am Dienstag veröffentlichten Studie gaben sich in Bulgarien nur 54 Prozent der Befragten als Unterstützer der Demokratie zu erkennen. In der Ukraine waren es nur 51 Prozent, in Russland sogar nur 43 Prozent.

In Ost- und Westeuropa gibt es der Umfrage zufolge gleichermaßen eine Skepsis gegenüber den politischen Eliten. Dem politischen Führungspersonal wird in zahlreichen Ländern eine geringe Bodenhaftung bescheinigt. Nur in Schweden und den Niederlanden stimmte eine Mehrheit der Befragten der Aussage zu, dass es den meisten Politikern wichtig sei, was Normalbürger denken. Besonders ausgeprägt ist die Skepsis gegenüber politischen Eliten hingegen in Spanien, Frankreich, Bulgarien, der Ukraine und Griechenland.

Empfohlener redaktioneller Inhalt

An dieser Stelle finden Sie einen von unseren Redakteuren ausgewählten, externen Inhalt, der den Artikel für Sie mit zusätzlichen Informationen anreichert. Sie können sich hier den externen Inhalt mit einem Klick anzeigen lassen oder wieder ausblenden.

Ich bin damit einverstanden, dass mir der externe Inhalt angezeigt wird. Damit können personenbezogene Daten an Drittplattformen übermittelt werden. Mehr Informationen dazu erhalten Sie in den Datenschutz-Einstellungen. Diese finden Sie ganz unten auf unserer Seite im Footer, sodass Sie Ihre Einstellungen jederzeit verwalten oder widerrufen können.

Knapp 19.000 Menschen wurden befragt

Mit der Umfrage, die in 14 EU-Staaten sowie in Russland, der Ukraine und den USA durchgeführt wurde, zieht das Meinungsforschungsinstitut einen Vergleich zu ähnlichen Erhebungen in den Jahren 1991 und 2009. Befragt wurden diesmal zwischen dem vergangenen Mai und August 18.979 Menschen.

Aus dem langfristigen Vergleich über die drei Jahrzehnte seit dem Mauerfall hinweg ergibt sich, dass in einer Minderheit der Staaten – in Ungarn, Litauen und der Ukraine – Demokratie und Marktwirtschaft zwischen 1991 und 2009 an Rückhalt verloren. In den drei Ländern nahm die Unterstützung für den Systemwechsel aus der Wendezeit in der zurückliegenden Dekade anschließend wieder erheblich zu.

In Russland sinkt die Unterstützung für Demokratie und Marktwirtschaft

Anders in Russland: Dort ging die Unterstützung für Demokratie und Marktwirtschaft nach 2009 noch weiter in den Keller. In Russland befürworten heute nur 38 Prozent den wirtschaftlichen Wandel, der in der Wendezeit einsetzte. 51 Prozent der Befragten lehnen die Veränderungen hingegen ab. Auch gegenüber der Demokratie gibt es inzwischen eine große Skepsis. Im Jahr 1991 befürworteten noch 61 Prozent der Russen ein Mehrparteiensystem. Der Anteil der Befürworter liegt heute gerade einmal bei 43 Prozent.

Dagegen ist in den meisten Ländern in Mittel- und Osteuropa die Zufriedenheit mit dem demokratischen System wesentlich ausgeprägter als noch vor zehn Jahren. So stieg die Zustimmung zur Demokratie in Ungarn während der zurückliegenden Dekade von 21 auf 45 Prozent. Die Zustimmungswerte in Polen und der Ukraine stiegen um jeweils 13 Prozentpunkte, in Tschechien waren es acht Prozentpunkte.

Angleichung der Lebensverhältnisse in Ost- und Westdeutschland noch nicht erreicht

Unterschiede werden innerhalb Deutschland laut der Umfrage offenbar, wenn es um die Angleichung der Lebensverhältnisse zwischen Ost- und Westdeutschland geht. Zwar befürworten sowohl in West- als auch in Ostdeutschland neun von zehn Befragten die Wiedervereinigung von 1990. Aber in Ostdeutschland sind vergleichsweise mehr Befragte der Ansicht, dass sie noch nicht denselben Lebensstandard erreicht haben wie Bürger in Westdeutschland. Nur 23 Prozent der Befragten in Ostdeutschland vertrat die Ansicht, dass inzwischen dieselben Lebensverhältnisse gälten. Langfristig ist aber auch in diesem Punkt der Trend eher positiv. Denn vor zehn Jahren hatten nur zwölf Prozent der Menschen in den neuen Ländern erklärt, dass Ostdeutschland denselben Lebensstandard erreicht habe wie Westdeutschland.

Zur Startseite

showPaywall:
false
isSubscriber:
false
isPaid:
showPaywallPiano:
false