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Bildungssystem: UN kritisieren die deutsche Schule

Der Bildungsexperte der UN, Vernor Muñoz, hat eine erste Bilanz seiner Deutschland-Reise gezogen. Unter anderem kritisierte er die wachsenden Befugnisse der Bundesländer im Bildungsbereich und das gegliederte Schulsystem.

Das deutsche Bildungssystem schafft es nach Ansicht des UN-Sonderberichterstatters für das Recht auf Bildung nicht, Migrantenkinder und Schüler aus sozial schwachen Familien einzubinden. Zum Abschluss seiner zehntägigen Deutschlandreise kritisierte der von der Menschenrechtskommission der Vereinten Nationen entsandte Experte Vernor Muñoz in diesem Zusammenhang das gegliederte Schulsystem.

Die Aufteilung der Kinder nach der vierten beziehungsweise sechsten Klasse auf verschiedene Schularten benachteilige gerade sozial Schwache, sagte Muñoz gestern in Berlin. Knapp die Hälfte der Schulempfehlungen für Haupt- oder Realschulen beziehungsweise Gymnasien seien falsch, monierte Muñoz. Die "zu frühe Aufteilung" lasse es nicht zu, das Potenzial eines jeden Kindes auszuschöpfen. Muñoz sprach sich für eine längere gemeinsame Schulzeit aus. Als eine weitere Voraussetzung für die Verbesserung der Chancengleichheit nannte Muñoz die vorschulische Bildung. Sie müsse kostenfrei sein.

Der UN-Berichterstatter kritisierte auch das deutsche föderale System. Schon bei den Bildungsausgaben pro Schüler zeigten sich große Unterschiede - vor allem zwischen alten und neuen Bundesländern. Offenbar habe die deutsche Wiedervereinigung negative Konsequenzen für die Bildung. Außerdem drohe der Bund im Zuge der Föderalismusreform immer mehr Kompetenzen an die Länder zu verlieren - und damit auch die Möglichkeit, die Gleichheit bei den Bildungschancen zu gewährleisten.

Einen ausführlichen Bericht will Muñoz 2007 der UN-Menschenrechtskommission vorlegen; Kopien gehen an die Bundesregierung und die Kultusminister. Deutschland habe er im Rahmen seines Mandats besucht, sich weltweit in allen Regionen ein Bild von der Umsetzung des Rechts auf Bildung zu machen, betonte Muñoz. Vor dem Hintergrund der besonderen Herausforderungen, vor denen Deutschland stehe, sehe er sich aber auch zur Kritik berechtigt. (Von Amory Burchard)

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