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UN-Report: Der Klimawandel ist Realität

Den Klimawandel-Zweiflern ist die Grundlage entzogen. Der neue Bericht des UN-Klimarats IPCC macht die globale Erwärmung von der Vermutung zur Gewissheit. Die Menschheit muss sich nun auf die unabwendbaren Folgen einstellen.

Paris - "Wer etwas anderes behauptet, kann nicht länger die Wissenschaft als Argument benutzen", erklärt Sir Martin Rees, Präsident der renommierten britischen Wissenschaftsakademie Royal Society. Damit weist die neue UN-Analyse den Entscheidern automatisch den Weg: "Wer jetzt noch nicht wach ist, der muss sich fragen, was denn eigentlich passieren muss, damit man den Ernst der Lage erkennt", betont der frühere Chef des UN-Umweltprogramms und ehemalige Bundesumweltminister Klaus Töpfer.

"Jeder Regierungschef, der in seinem Amtseid geschworen hat, Schaden von seinem Volk abzuwenden, ist jetzt zu einer ernsthaften Klimapolitik verpflichtet", urteilt auch der Geschäftsführer der Umweltorganisation Germanwatch, Christoph Bals. Es geht nicht zuletzt um unzählige Menschenleben.

Der Erde droht bis Ende des Jahrhunderts eine Klimaerwärmung um bis zu 6,4 Grad Celsius. Dieser plakative Höchstwert aus dem Bericht des Zwischenstaatlichen Ausschusses zum Klimawandel (Intergovernmental Panel on Climate Change; IPCC) steht für die vielen Details. Das Eis am Nordpol schmilzt. Winde und Meeresströme ändern sich. Rund ums Mittelmeer wird es wärmer. Extreme Wetterereignisse wie Dürren, schwere Niederschläge, Hitzwellen und die Intensität tropischer Zyklone haben zugenommen. Die Liste lässt sich fortsetzen. Jeder einzelne ihrer Punkte bedroht Hunderttausende.

"Zeit für eine Revolution"

Während die Alarmglocken der Tausenden von Klimawächtern lauter schrillen denn je, verlangt der französische Präsident Jacques Chirac eine vollwertige UN-Umweltorganisation nach dem Vorbild der Weltgesundheitsorganisation WHO. "Es ist Zeit für eine Revolution: Die Revolution des Bewusstseins, die Revolution der Wirtschaft, die Revolution des politischen Handelns", sagte Chirac am Tag der Veröffentlichung des UN-Klimaberichts vor 200 Delegierten aus rund 50 Staaten in Paris. "Der Tag rückt näher, an dem der Klimawandel jeder Kontrolle entgleitet. Wir sind an der Schwelle der Unumkehrbarkeit."

Die "Routine der Verhandlungen auf Beamtenebene" bringe die Welt nicht weiter, meint auch der Direktor des UN-Umweltprogramms, Achim Steiner. Er fordert in einem Interview mit der "Frankfurter Rundschau" einen Weltklimagipfel der Staats- und Regierungschefs. Nach Ansicht der Klimaexperten kann es jetzt nur noch darum gehen, die Erderwärmung durch rigorose Einschnitte bei den Treibhausgasemissionen auf zwei Grad Celsius zu begrenzen. "Wenn das erreicht wird, gibt es zwar erhebliche Konsequenzen, aber das wäre sicherlich, so die Wissenschaftler, noch zu bewältigen", sagte Töpfer dem Westdeutschen Rundfunk.

Ein Patentrezept gegen den Klimawandel ist allerdings nicht zu haben. "Es gibt nicht den Königsweg, es gibt nur ein Bündel von Maßnahmen", sagte die Klimaexpertin Regine Günther von der Umweltstiftung WWF. "Weg von Kohle und Öl, langfristig auch vom Gas und hin zu erneuerbaren Energien", fordert die Leiterin Klimaschutz und Energiepolitik beim World Wide Fund for Nature (WWF). Nach ihrer Einschätzung bleiben höchstens noch 15 Jahre Zeit, um die Klimaerwärmung auf unter zwei Grad Celsius zu halten. (Von Thilo Resenhoeft und Hanns-Jochen Kaffsack)

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