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Politik: Unerwünschter Gast

Die USA wollen Saddam Hussein ins Exil treiben – aber wohin?

Der irakische Staatschef Saddam Hussein soll ins Exil – so lautet die jüngste Forderung der USA, mit der Washington den Irak-Konflikt in letzter Minute noch entschärfen will. Allerdings zeigt ein Blick in die Geschichte, dass der Versuch der USA, Saddam Hussein ins Exil zu treiben, eher die Ausnahme ist. Diktatoren, die mit harter Hand herrschen, sich auf Kosten ihres Volkes bereichern, die Menschenrechte mit Füßen treten und auch vor Mord nicht zurückschrecken, müssen sich nur selten für ihre Untaten verantworten.Viele entziehen sich einer möglichen Bestrafung für ihre Untaten durch den Gang ins Exil. Nur ganz selten kommt es aber vor, dass einem Machthaber sogar von außen nahe gelegt wird, in die Verbannung zu gehen.

In den USA wird aber dennoch hinter den Kulissen offenbar an einer solchen Lösung des Irak-Problems gearbeitet. US-Außenminister Colin Powell hat amerikanischen Regierungskreisen zufolge schon Kontakt zu gemäßigten arabischen Kräften aufgenommen, die Saddam zum Gang ins Exil bewegen sollen. Nach iranischen Medienberichten war dieser Plan auch Thema eines Gesprächs zwischen Außenminister Joschka Fischer und seinem iranischen Amtskollegen Kamal Charrasi. Über einen möglichen Sturz Saddams ohne Blutvergießen hätten sich Washington und Moskau bereits abgestimmt.

Völlig offen ist aber die Frage, welcher Staat überhaupt bereit wäre, Saddam Hussein künftig Unterschlupf zu gewähren. Diktatoren setzen sich gerne in Länder ab, zu denen sie traditionell gute, persönliche Beziehungen pflegen. Die sind im Fall von Saddam Mangelware. Außerdem halten sich vertriebene Despoten nicht immer an die Regel, sich in ihrem Gastland still und unauffällig zu verhalten. Keine Politik, keine Presse, keine Kommentare – diese Vorgaben werden nicht immer befolgt. Manch einer betreibt sogar von seinem Exil aus die Rückkehr in seine alte Heimat. Zum Beispiel Idi Amin.

Afrikas wohl bekanntester Massenmörder musste 1979 Uganda verlassen. Nach einer Zwischenstation bei Libyens Staatschef Gaddafi fand er schließlich Zuflucht in Saudi-Arabien. Dort führt er dem Vernehmen nach ein bequemes und weit gehend ruhiges Leben. In den vergangenen Jahren hat Amin jedoch mehrmals mit spektakulären Aktionen auf sich aufmerksam gemacht. So reiste er 1989 mit gestohlenem Pass und unter falschem Namen über Nigeria nach Zaire. Von dort aus soll er versucht haben, eine Invasion Ugandas vorzubereiten. Ohne Erfolg. Nach wenigen Tagen schoben ihn die Behörden wieder nach Saudi-Arabien ab.

Andere Diktatoren verhielten sich in ihrem Exil lieber ruhig. Paraguays Alfredo Stroessner fand 1980 Unterschlupf in Brasilien. Haitis brutaler Herrscher Jean-Claude Duvalier floh sechs Jahre später nach Frankreich. Dort führte „Baby Doc“ – ebenso wie viele andere Ex-Machthaber in der Verbannung – ein Leben in Saus und Braus. Er verprasste Reichtümer, die er zuvor seinem Volk abgenommen hatte.

Eines der bekanntesten Beispiele eines Alleinherrschers, der auch ins Exil gehen musste, weil er andere Großmächte herausforderte, war Napoleon Bonaparte. Allerdings musste Frankreichs König erst militärisch niedergerungen werden, ehe man ihn nach Sankt Helena schicken konnte. Doch Krieg ist genau das, was die Befürworter eines Exils für Saddam vermeiden wollen.

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