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Obama

© AFP

US-Vorwahlen: Großer Sieg in kleinem Staat

Wieder auf Siegeskurs: Nach dem Erfolg im kleinen Wyoming lehnt Barack Obama es ab, Vizepräsident unter Hillary Clinton zu werden. Einige Demokraten bedrängen ihn, seiner Konkurrentin das Feld zu überlassen - schließlich sei es ihre letzte Chance, Präsidentin zu werden.

Vier Tage nach dem Misserfolg in Ohio und Texas ist Barack Obama wieder auf Siegeskurs. Die Vorwahl in Wyoming gewann er am Samstag mit 61 zu 38 Prozent. Nach allgemeiner Erwartung wird er auch in Mississippi am Dienstag siegen. Nach dem Triumph lehnte Obama das Angebot Hillary Clintons ab, Vizepräsident unter ihr zu werden. „Ich bewerbe mich um das Amt des Präsidenten“, sagte Obama. „Wir haben doppelt so viele Staaten wie Senatorin Clinton gewonnen und haben mehr Wählerstimmen als sie.“

Clinton hatte die Offerte, gemeinsam anzutreten, direkt nach ihrem Sieg in Ohio gemacht. Der ungewöhnlich lange und äußerst knappe Verlauf der Vorwahlen gilt als Zeichen, dass viele Demokraten am liebsten beides hätten: Clintons Erfahrung und Obamas Fähigkeit, parteiunabhängige Wähler und Republikaner für sich zu gewinnen. Clintons Angebot klang zunächst so, als solle die Person Präsidentschaftskandidat werden, die am Ende der Vorwahlen führe. Im Nachsatz hatte sie jedoch hinzugefügt, sie meine nur die Variante, dass sie die Nummer 1 werde und Obama ihr Vize.

Clinton wird am Wahltag 61 Jahre alt sein, Obama 47. Harmoniebedachte Demokraten sagen, er könne noch in vier oder acht Jahren antreten und solle ihr jetzt den Vortritt lassen; es sei ihre letzte Chance. Obama hatte sich tagelang nicht dazu geäußert. Seine Berater hoffen, er werde mehr Verständnis ernten, wenn er das Angebot als Sieger in einer weiteren Vorwahl ablehne.

Im Verlauf des Rennens hat sich die öffentliche Wahrnehmung verschoben: Die Interpretationshoheit über die Ergebnisse ist inzwischen ebenso wichtig wie die zahlenmäßigen Resultate. Wyoming ist kein bedeutender Staat. Er hat die Größe der alten Bundesrepublik, mit nur 493 000 Bürgern aber die geringste Bevölkerung aller 50 US-Staaten. Von den zwölf Delegierten für den Nominierungsparteitag bekommt Obama sieben, Clinton fünf. Zahlenmäßig fällt das nicht ins Gewicht. Symbolisch jedoch ist sein Sieg wertvoll, nachdem die Runde zuvor an sie ging. Seine Sprecher betonen, er habe erneut gezeigt, dass nur er in Staaten, die sonst republikanisch wählen, siegen kann, und das mit 23 Prozent Vorsprung.

Eine ähnlich überzogene Interpretation ihres Erfolgs hatte Clinton am Dienstag und Mittwoch vorgegeben. Nur sie könne große und wichtige Staaten wie Texas und Ohio gewinnen. Obamas Erfolge in kleinen Staaten seien unbedeutend. Tatsächlich hat Clinton Texas in der entscheidenden Machtwährung, den Delegierten, nicht gewonnen. Das zeichnet sich aber erst nach tagelanger Umrechnung von Wählerstimmen in Delegierte ab. Da hatte sich Clinton mit ihrer Interpretation bereits durchgesetzt. Sie gewann Texas nach Stimmen mit 51 zu 48 Prozent. Gemessen in Delegierten aus Texas liegt Obama knapp vor ihr oder gleichauf.

Nach gut 40 Vorwahlen, von denen er 28 gewann, hat Obama unter den gewählten Delegierten mehr als hundert Stimmen Vorsprung vor Clinton. Die Nachrichtenagentur AP nennt die Zahl 142, der Internetdienst Realclearpolitics 155. Beide brauchen aber, um nominiert zu werden, zusätzlich Unterstützung aus dem Kreis der 796 Superdelegierten. Die werden nicht gewählt, sondern verdanken ihre Stimme ihrer Stellung als Parteifunktionär oder Abgeordneter. 242 Superdelegierte unterstützen bisher Clinton, 210 Obama.

Nach einer Umfrage der „Washington Post“ unter 80 Superdelegierten, die noch keine Aussage getroffen haben, warten die Unentschiedenen nun den Ausgang der verbleibenden zehn Vorwahlen ab, in der Hoffnung, dass es eine klare Entscheidung gibt. Die Stimmung wird so beschrieben: Falls eine(r) von beiden mit mehr als hundert gewählten Delegierten führe, würden die Superdelegierten die Stimme des Volkes nicht konterkarieren. Bei geringerem Abstand wollen sie die Person wählen, die aus ihrer Sicht bessere Chancen gegen den Republikaner John McCain hat.

Clinton sagt, das sei sie; sie habe die großen Staaten gewonnen. Die Staaten, wo Obama siegte, wählten in der Hauptwahl republikanisch. Er sieht es anders: Die Staaten, die Hillary gewann, würden einen Demokraten wählen, also auch ihn. Nur er könne dagegen konservative Staaten für die Demokraten erobern.

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