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Selbstmordanschlag in Kabul, es ist nicht der erste in diesem Jahr.

© imago/Xinhua

Verschärfte Sicherheitslage: Neue Gewaltserie in Afghanistan

Selbstmordanschläge in Kabul, Terrorkommando verschanzt sich in Konsulat in Masar-i-Scharif. Die Taliban sind an Friedensgesprächen nicht interessiert.

Im Winter haben die Aufständischen Afghanistan in den vergangenen Jahren meist eine Verschnaufpause gegönnt. Die so genannte Kampfsaison der Taliban und anderer extremistischer Gruppen endet üblicherweise im Spätherbst und beginnt erst wieder im Frühjahr. Denn der Winter in Afghanistan ist hart und geht an die Substanz. Doch in diesem Jahr gilt das offenbar nicht. Im Dezember konnten die Taliban in der südafghanischen Provinz Helmand wichtige militärische Erfolge verbuchen, nun überziehen sie die Städte mit Anschlägen.
Allein die afghanische Hauptstadt Kabul ist im neuen Jahr bereits mehrfach von Terrorattacken erschüttert worden. Im nordafghanischen Masar-i-Scharif griffen Aufständische am Sonntagabend das indische Konsulat an, verschanzten sich darin und lieferten sich auch am Montag noch immer erbitterte Gefechte mit afghanischen Spezialkräften. Das Personal des Konsulats konnte sich offenbar in Sicherheit bringen, wie der indische Botschafter Amar Sinha via Twitter mitteilte. Ein Wächter kam demnach aber ums Leben. Der Kabuler Flughafen wurde am Montag gleich zweimal angegriffen. Zunächst sprengte sich ein Selbstmordattentäter in die Luft, nachdem er Sicherheitskräften aufgefallen war. „Der Selbstmordattentäter fuhr in einem Toyota in Richtung des militärischen Teils des Flughafens, wurde aber an einem Polizeiposten angehalten und als verdächtig erkannt“, sagte Sprecher der Kabuler Polizei, Basir Mudschahid. Der Mann habe seine Sprengstoffweste gezündet, aber niemanden sonst verletzt. Am frühen Abend explodierte dann ein Sprengsatz am östlichen Haupttor des Flughafens, wie ein Sprecher des Innenministeriums mitteilte. Die Polizei sei vor Ort. Da es sich um eine Wohngegend handle, müsse mit zivilen Opfern gerechnet werden, sagte er.

Afghanistan und Pakistan wollen mit Taliban verhandeln

Am vergangenen Freitag hatten drei Taliban-Kämpfer ein bei Ausländern und afghanischen Politikern beliebtes Restaurant attackiert. Dabei waren ein Kind und ein Wächter des Restaurants getötet worden. Nur wenige Tage zuvor starb jemand bei einem Autobombenanschlag nahe dem US-Camp Sullivan am Kabuler Flughafen. Mehr als 30 Zivilisten wurden zudem verletzt, darunter 20 Kinder. Die Anschläge reihen sich in eine Serie weiterer Gewalttaten ein. Unter anderem hatten vier Taliban-Kämpfer Mitte Dezember die spanische Botschaft in Kabul angegriffen und dabei vier afghanische und zwei spanische Polizisten getötet. Anfang Dezember hatte es noch Hoffnung auf einen neuen Anlauf für Friedensgespräche mit den Taliban gegeben. Damals hatten der afghanische Regierungschef Aschraf Ghani und der pakistanische Ministerpräsident Nawaz Scharif in Islamabad beschlossen, den Friedensprozess mit den Islamisten gemeinsam voranzutreiben. Pakistan gilt traditionell als Rückzugsgebiet für die Taliban und ließ sie lange gewähren – was nicht zuletzt Ghani immer wieder kritisiert hatte. Inzwischen geht die pakistanische Armee aber selbst gegen die Extremisten vor. Das hat zu einer Annäherung zwischen den Regierungen in Kabul und Islamabad geführt. Die Taliban scheint dies allerdings wenig zu beeindrucken. Nach internen Machtkämpfen sehen sie sich sogar wieder gestärkt. Laut einer Video-Botschaft beschlossen die rivalisierenden Fraktionen von Mullah Achtar Mansur, dem Nachfolger des im vergangenen Jahr verstorbenen Taliban-Führers Mullar Omar, und Mullah Mohammed Rassul einen Waffenstillstand. Mansur sei nunmehr der alleinige und von allen anerkannte Taliban-Führer, hieß es. Bei Auseinandersetzungen zwischen den Gruppen waren in den vergangenen Monaten Hunderte Kämpfer getötet worden. Dies förderte auch den Aufstieg des sogenannten „Islamischen Staates“ in Afghanistan und Pakistan, der sich aus abtrünnigen Taliban rekrutiert.

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