zum Hauptinhalt
Ausgangspunkt Sanaa. Das Bild zeigt ein Büro des amerikanischen Postkonzerns UPS im Jemen. UPS beförderte verdächtige Pakete. Vom Jemen wird nun gefordert, mehr gegen den Al-Qaida-Zweig im Land zu tun. Foto: Khaled Abdullah/Reuters

© REUTERS

Politik: Verschärfte Aufsicht

Die Pakete mit Sprengstoff stammten offenbar aus dem Jemen – Ermittler sehen Al Qaida hinter der Tat

Sanaa/Washington - Nach dem Fund von zwei mit Sprengstoff präparierten Luftfracht-Paketen mit Bestimmungsziel USA haben die Behörden im Jemen 26 weitere verdächtige Sendungen entdeckt und mehrere Menschen festgenommen. Die Pakete würden derzeit untersucht, verlautete am Samstag aus Ermittlerkreisen in Sanaa. Nach Informationen der britischen Polizei wurde das in Großbritannien entdeckte Paket zuvor am Flughafen Köln umgeladen.

Unter den Festgenommen sind auch zwei Frauen, die möglicherweise die Pakete versandt haben. Sie, eine Medizinstudentin und ihre Mutter, wurden von der Polizei in ihrer Unterkunft im Armenviertel Madhbah der Hauptstadt Sanaa aufgegriffen worden, wie Präsident Ali Abdullah Saleh am späten Samstagabend sagte. Die Polizei im Jemen habe zuvor einen Hinweis von US-Ermittlern erhalten. Diese hatten die junge Frau als Käuferin der SIM-Karte, die an einem der beiden Sprengsätze befestigt war, identifiziert. Namen und weitere Details wurden nicht genannt. Der jemenitische Präsident betonte zugleich, dass er keine ausländische Unterstützung zur Bekämpfung der Al Qaida in seinem Land wünsche. „Wir möchten nicht, dass sich jemand in Angelegenheiten des Jemens einmischt und die Al Al Qaida hier jagt“, sagte er. „Wir werden unsere Flugzeuge und Ausrüstung einsetzen, um die Al Qaida wo auch immer im Land zu jagen.“

Die 26 verdächtigen Pakete würden noch untersucht, verlautete aus jemenitischen Ermittlerkreisen. Zudem seien Mitarbeiter von Luftfrachtgesellschaften und der Frachtabteilung des internationalen Flughafens Sanaa festgenommen worden worden, um sie zu vernehmen. Auf den Flughäfen von Dubai und East Midlands waren in der Nacht zu Freitag in Frachtmaschinen zwei aus dem Jemen stammende Pakete mit Sprengstoff entdeckt worden.

Die britische Innenministerin Theresa May bestätigte nach einer Sitzung des Krisenstabs Cobra in London, dass das in England gefundene Paket einen funktionsfähigen Sprengsatz enthalten habe. Wie die britische Polizei mitteilte, wurde das Paket auf dem Flughafen Köln/Bonn aus einer aus dem Jemen kommenden Maschine in den Flieger nach East Midlands umgeladen. May zufolge hätte der in Druckerpatronen eines Computerdruckers versteckte Sprengsatz bereits in der Luft gezündet werden können. Der britische Premierminister David Cameron sagte vor einem Treffen mit Bundeskanzlerin Angela Merkel (CDU): „Ein Paket, das im Jemen auf den Weg gebracht wurde, in Deutschland landete, dann in Großbritannien landete, bestimmt für Amerika; das zeigt, wie stark wir zusammenstehen und wie entschlossen wir sein müssen, um den Terrorismus zu besiegen.“ Das informelle Treffen mit Merkel begann am Samstag auf Camerons Landsitz Chequers.

Nach Informationen der Polizei in Dubai enthielt das am dortigen Flughafen abgefangene Paket einen Sprengsatz, dessen Bauart auf „terroristische Gruppen wie Al Qaida“ hinweise. Demnach befand sich in dem Paket ebenfalls einen Computerdrucker, dessen Tintenpatronen den hochexplosiven Sprengstoff PETN und Blei enthielten. Der Sprengsatz sei mit einem Stromkreis versehen, „der mit einer im Drucker versteckten Handykarte verbunden war“.

Nach Angaben von US-Präsident Barack Obama waren beiden Pakete sei an jüdische Einrichtungen in Chicago gerichtet. Frachtflugzeuge an den Flughäfen von Philadelphia und Newark bei New York wurden ebenfalls durchsucht. Kanadische und US-Abfangjäger eskortierten ein Linienflugzeug der Fluggesellschaft Emirates mit Ziel New York, weil auch dort Fracht aus dem Jemen vermutet wurde. Der Verdacht bestätigte sich ebenfalls nicht. Obamas Berater im Kampf gegen den Terrorismus, John Brennan, dankte in einer Mitteilung Saudi-Arabien, mit dessen Hilfe die verdächtigen Pakete gefunden werden konnten.

Obama kündigte an, die US-Regierung werde ihre Zusammenarbeit mit dem Jemen verstärken, um Attentate zu verhindern und den dortigen Al-Qaida-Zweig zu „zerstören“. Der US-Präsident hatte den Jemen jüngst als Rückzugsort für Al Qaida bezeichnet. Die Paketfunde schrecken die US-Bürger kurz vor den Kongresswahlen am Dienstag auf. Der Wahlkampf wurde bislang nicht vom Thema Terrorismus bestimmt, sondern von der schwachen Konjunktur und der hohen Arbeitslosigkeit. AFP/rtr/dpa

Zur Startseite

showPaywall:
false
isSubscriber:
false
isPaid:
showPaywallPiano:
false