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Politik: Verschobenes Problem (Kommentar)

Innenminister Jack Straw und seine britischen Regierungkollegen werden aufatmen. Augusto Pinochet hat das Land verlassen.

Innenminister Jack Straw und seine britischen Regierungkollegen werden aufatmen. Augusto Pinochet hat das Land verlassen. Das leidige Problem, einen Ex-Diktator beherbergen zu müssen, ist nach 16 Monaten vom Tisch. Zu verdanken hat das London den Ärzten, die dem 84-Jährigen Prozessunfähigkeit attestierten. Den Schwarzen Peter hat jetzt die chilenische Regierung. Keine angenehme Aussicht. Denn die Blicke zumindest eines Teils der Weltöffentlichkeit sind nun auf Santiago gerichtet. Dem sozialistischen Staatspräsidenten Ricardo Lagos, der in wenigen Tagen offiziell sein Amt antritt, stehen schwere Wochen und Monate bevor. Er hat sich mit seinem Versprechen, Pinochet den Prozess zu machen, selbst in Zugzwang gebracht. Seine Glaubwürdigkeit steht auf dem Spiel, nach innen und nach außen. Und es spricht einiges dafür, dass er einiges von ihr verlieren wird. Denn ohne weiteres kann Pinochet nicht der Prozess in seiner Heimat gemacht werden. Er genießt als Senator Immunität auf Lebenszeit. Seine Anhänger werden dafür sorgen, dass dies so bleibt. Das ist bitter für die Opfer des Diktators. Lagos wird das zu spüren bekommen. Ein Staatschef, der sein Versprechen nicht halten kann. Ein schlechter Start.

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