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Politik: Versöhnungsreise des Papstes: Auf den Spuren des Saulus

Papst Johannes Paul II. hat die Katholiken in Griechenland am Samstag aufgefordert, seine Botschaft der Versöhnung mit der orthodoxen Kirche weiterzutragen.

Papst Johannes Paul II. hat die Katholiken in Griechenland am Samstag aufgefordert, seine Botschaft der Versöhnung mit der orthodoxen Kirche weiterzutragen. Der innige Wunsch nach Einigkeit müsse charakteristisches Zeichen jedes Christen sein, hieß es in einer Erklärung, die ein katholischer Geistlicher vor 16 000 Gläubigen in einer Basketballarena in Athen verlas. Mit Rücksicht auf das angespannte Verhältnis zur griechisch-orthodoxen Kirche hatte man außerdem darauf verzichtet, die Zeremonie im Olympiastadion abzuhalten, das bis zu 80 000 Personen fasst.

Der Aufruf des Papstes zu gegenseitigem Respekt kam einen Tag nach seiner Entschuldigung für alle "Sünden und Unterlassungen", die in den fast 1000 Jahren der Spaltung der Christenheit gegenüber der orthodoxen Kirche geschehen sind. Besonders bedauere er die Plünderung des damals orthodoxen Konstantinopels durch abendländische Kreuzfahrer im Jahr 1204, hatte er am Freitag in Athen gesagt.

Als Pilger auf den Spuren des Apostels Paulus reiste Johannes Paul am Sonnabend von Athen nach Damaskus weiter. Doch vor dem Hintergrund der andauernden Gewalt im Nahen Osten erhielt der erste Besuch eines Papstes in Syrien enorme politische Bedeutung. Daran ließ der syrische Präsident Bashar al-Assad in seiner Begrüßungsrede am Flughafen keinen Zweifel. In harschen Worten griff er Israel an. Er stellte eine Verbindung her zwischen den Juden, die vor 2000 Jahren Christus kreuzigten, und der israelischen Politik gegenüber Palästinensern und den anderen arabischen Nachbarn. Israel versuche "alle Prinzipien des göttlichen Glaubens zu zerstören". Die Überzeugung, die Juden seien ein auserwähltes Volk, führe zur Verletzung des Grundsatzes, dass alle Menschen gleich seien. Das Ergebnis sei die Ermordung und Folter von Palästinensern, die Besetzung von Land in Libanon, auf dem Golan und in Palästina.

Der Papst sagte, es sei Zeit, zu den "Prinzipien des internationalen Rechts" zurückkehren. Dazu gehörten das "Verbot, sich Land gewaltsam anzueignen, das Recht der Völker auf Selbstbestimmung, der Respekt vor UN-Resolutionen und der Genfer Konvention". Ohne Israel zu nennen, übte der Papst so Kritik an der israelischen Besatzungspolitik. Um einen "wirklichen Frieden" zu erreichen, sei aber auch eine neue Haltung der Anhänger der drei monotheistischen Religionen zueinander nötig, die von Verständnis und Respekt geprägt sein müssten, sagte Johannes Paul II. In diesem Sinne sei seine Reise auch ein "leidenschaftliches Gebet der Hoffnung" für die Region. Der Papst unterstreicht die politische Bedeutung seines Besuchs mit dem am Montag geplanten Gebet in einer Kirchenruine in der Geisterstadt Kuneitra auf dem Golan, die die Israelis vor ihrem Abzug 1974 völlig zerstörten.

Johannes Paul II. ist auf einer Drei-Länder-Reise auf den Spuren des Saulus unterwegs, der sich auf dem Weg von Jerusalem nach Damaskus zum Christentum bekehrte. Neben Griechenland und Syrien wird der Papst auch Malta besuchen. In Damaskus, wo der Papst von allen Religionsgemeinschaften mit offenen Armen empfangen wurde, will das Oberhaupt der katholischen Kirche auch die Verständigung mit den Muslimen vorantreiben. Dazu besucht er als erster Papst eine muslimische Gebetsstätte, die Umayyaden-Moschee in der Altstadt von Damaskus, in der das Haupt des von Muslimen und Christen verehrten Johannes des Täufers aufgebahrt ist.

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