zum Hauptinhalt
Eine Explosion nach einem Luftangriff der syrischen Regierung in Hobeit, in der Nähe von Idlib.

© Uncredited/Syrian Civil Defense White Helmets/dpa

Vier Fragen an Josef Joffe: Was macht die Welt?

Militärisch drohen, Maaßen ankläffen und Schulz-Seminare besuchen - "Zeit"-Herausgeber Josef Joffe zu Themen dieser Tage.

Falls Assad in Idlib Giftgas einsetzt, wie sollte sich Deutschland verhalten?

Berlin wird sich verhalten wie immer: den anderen den Vortritt lassen. Den Vogel des Zynismus schießt die Linke ab, die einen Eingriff als "Völkerrechtsbruch" verdammt, ist doch seit WKI kein Prinzip fester verankert als das Giftgasverbot.

In Idlib vereinen sich Moral- und Realpolitik. Es gilt, Hunderttausende zu retten und die Levante nicht Assad, Putin und Iran zu überlassen.

Wer über die Zukunft mitreden will, muss neben den diplomatischen die militärischen Chips auf den Tisch legen, zumindest eine glaubhafte Drohung auffahren, um das Schlimmste zu verhindern. Bloß: Strategisches Denken ist kein deutscher Exportschlager.

Verfassungsschützer Hans-Georg Maaßen ist weiter im Amt – Zeichen für Merkels, Seehofers oder Nahles Schwäche?

Ein Fuchs, der von einer Rotte mordlustiger Hunde gehetzt wird, empfände es als Erholung, wenn die Köter bloß umherliefen und "Du bist nicht willkommen" kläfften. Aber im Krieg um die Deutungshoheit gewinnen die dicksten Worthaubitzen. Maaßen darf man vorwerfen, dass ein Staatsdiener sich nicht in die Tagespolitik einmischen möge.

Aber es geht nicht mehr um den Politamateur, sondern um die Groko: Wer kujoniert wen? Es geht um den strauchelnden Seehofer, seine angeschlagene CSU in Bayern und um Merkel, die wittert, dass sie zwischen SPD und CSU aufgerieben wird. Maaßen wird das Bauernopfer sein. Bis zur nächsten Groko-Krise.

Die türkische Zentralbank erhöht die Zinsen – Akt rebellischer Notenbanker oder von Erdogan listig selbst angeordnet?

WmdW steckt nicht in Erdogans Kopf. Aber die Zentralbank, die den Zins auf 24 Prozent hochgetrieben hat, liefert eine Chance, die Inflation (100 Prozent) und die Höllenfahrt der Lira zu bremsen. Wie man Erdogan kennt, wird er die Zentralbank denunzieren, um von seiner desaströsen Wirtschaftspolitik abzulenken.

Die Diktatoren von früher hatten es leichter. Ihre Länder waren nicht mit den globalen Kapitalmärkten vernetzt und mussten die Ratingagenturen nicht fürchten, die Türkei- Bonds als Schrott eingestuft haben.

Ein letztes Wort zu Martin Schulz...

Was soll man mit diesem Seminar-Deutsch machen? "Die Reduzierung komplexer politischer Sachverhalte auf ein einziges Thema, bezogen auf eine Minderheit im Land, ist ein tradiertes Mittel des Faschismus." Die Bundestagsrede war Seelennahrung für die Genossen, aber die AfD schwächt man nicht, indem man der eigenen Gemeinde predigt.

Die Sozen haben den "kleinen Mann" vergessen, dessen Stimme sie einst waren. Den nimmt man der AfD nicht mit "Wir hatten schon immer recht"-Parolen wieder ab. Das gilt auch für die siechenden Schwesterparteien im Westen.

Fragen: til

Zur Startseite

showPaywall:
false
isSubscriber:
false
isPaid:
showPaywallPiano:
false