zum Hauptinhalt
328350_0_36d1d04c.jpg

© EPA

Viktor Janukowitsch: Ukrainisch für die Ukraine

Präsident Janukowitsch verärgert Moskau mit Entscheidung über die Amtssprache.

Haben sich die ukrainischen Nationalisten in Viktor Janukowitsch getäuscht? Der neue Präsident werde das Land an Moskau verkaufen, warnten die vor allem im Westen des Landes beheimateten selbsternannten Verteidiger der Unabhängigkeit der Ukraine. Und auch die Regierungen in Europa blickten mit einiger Sorge auf den neuen Mann in Kiew. Vielen gilt Janukowitsch noch immer als willfähriger Knecht Moskaus. Dann aber überraschte das neue Staatsoberhaupt Freund und Feind, als er als Ziel seiner ersten Auslandsreisem Brüssel ansteuerte. Zuerst wollte er sich bei der Europäischen Union vorstellen, eine Woche später ging es nach Moskau. Er wolle vermitteln, nicht polarisieren, lautete seine Botschaft.

Nun hat Janukowitsch die ukrainischen Nationalisten ein zweites Mal überrumpelt: Russisch wird vorerst nicht zweite Amtssprache. „In der Ukraine wird Ukrainisch als einzige Amtssprache gefördert“, sagt Janukowitsch. Noch während des Wahlkampfes hatte er seinen Wählern im Süd- und Ostteil der Ukraine das Gegenteil versprochen. Im Donbass und vor allem auf der Krim sprechen die meisten Russisch. Janukowitsch möchte natürlich nicht als Lügner dastehen und unterstreicht, dass in dieser Sache noch eine Volksbefragung durchgeführt werde. Das dauere aber, koste viel Geld und sei deshalb nicht so schnell zu bewerkstelligen. Aufgeschoben heißt in diesem Fall aber wohl aufgehoben. Es ist offensichtlich, dass der Präsident, anders als sein Vorgänger Viktor Juschtschenko, einen pragmatischen Kurs eingeschlagen hat und die Spannungen zwischen den Volksgruppen im Land nicht noch verstärken möchte.

Protest gegen die Entscheidung für Ukrainisch als einzige Amtssprache kam aus Russland. Dort war man von Janukowitschs Entscheidung offenbar überrascht. So zeigte sich Boris Gryslow, Vorsitzender des russischen Parlamentes, nicht gerade erfreut. Der ukrainische Präsident schlage einen falschen Weg ein, ließ Gryslow ausrichten, um dann im alten imperialen Duktus zu fordern, dass die vor einigen Monaten verhängten Sprachbeschränkungen im ukrainischen Fernsehen schleunigst abgeschafft werden sollten. Janukowitsch entgegnete darauf im Stil eines abgeklärten Staatsmannes, dass die Ukraine natürlich die Grundsätze der Europäischen Charta über Regional- und Minderheitssprachen einhalten werde.

Knut Krohn[Warschau]

Zur Startseite

showPaywall:
false
isSubscriber:
false
isPaid:
showPaywallPiano:
false