zum Hauptinhalt

Politik: Vorwürfe gegen Kfor-Soldaten: Nach Bericht über Bordellbesuche von Bundeswehr-Angehörigen

Nach Berichten über deutsche Kfor-Soldaten, die in Mazedonien Bordelle mit minderjährigen Zwangsprostituierten besucht haben sollen, hat das Verteidigungsministerium eine Überprüfung und mögliche Ahndung der Vorwürfe angekündigt. Ein Sprecher des Ministeriums sagte aber am Montag in Berlin, er könne keinen Fall bestätigen.

Nach Berichten über deutsche Kfor-Soldaten, die in Mazedonien Bordelle mit minderjährigen Zwangsprostituierten besucht haben sollen, hat das Verteidigungsministerium eine Überprüfung und mögliche Ahndung der Vorwürfe angekündigt. Ein Sprecher des Ministeriums sagte aber am Montag in Berlin, er könne keinen Fall bestätigen. Den Vorwürfen werde aber selbstverständlich nachgegangen. Es würden "geeignete Maßnahmen" ergriffen.

Verteidigungsexperten des Bundestages forderten indes die sofortige Aufklärung der Vorfälle. Der Besuch bei minderjährigen Prostituierten sei "kein Kavaliersdelikt, sondern ein Verstoß gegen die Menschenwürde", sagte die Grünen-Politikerin Angelika Beer am Montag in Berlin. Die bisherige Stellungnahme des Verteidigungsministeriums sei deshalb "vollkommen unzureichend". Ein Ministeriumssprecher hatte die Vorwürfe zuvor als "pauschal" bezeichnet. Da sie außerdem anonym erhoben worden seien, sei die Überprüfung schwierig.

Der Wehrbeauftragte Willfried Penner (SPD) sagte der "Bild"-Zeitung, er werde sich unverzüglich über die Vorgänge informieren lassen. Der CDU-Verteidungsexperte Paul Breuer wie auch sein FDP-Kollege Günter Nolting forderten, "das Tabu-Thema Sex" zu diskutieren. Übereinstimmend forderten sie, die Dauer der Auslandsaufenthalte der Soldaten zu verkürzen. Breuer plädierte für eine Verkürzung von sechs auf vier Monaten, Nolting für drei Monate. Der FDP-Politiker verlangte auch, der Verteidigungsausschuss des Bundestags solle sich in seiner nächsten Sitzung mit den Vorwürfen beschäftigen; diese müssten "bitter ernst" genommen werden. Beer sagte dazu, es gebe Nachholbedarf im generellen Umgang der männlichen Soldaten mit Frauen.

Aus dem Verteidigungsministerium hieß es zunächst, die deutschen Truppen hätten "keinerlei Befugnisse", gegen illegale Vorgänge im Ausland vorzugehen. Es sei jedoch bekannt, dass es Zwangsprostitution in den Balkanstaaten gebe. Die Bundeswehr appelliere deshalb an das Verantwortungsbewusstsein ihrer Soldaten und warne sie davor, sich in ihrer Freizeit "in Versuchung führen zu lassen". Beer forderte indessen eine lückenlose Aufklärung durch das Ministerium und Konsequenzen, sollten sich die Vorwürfe als wahr erweisen. Minderjährige Prostituierte aufzusuchen, sei keine Banalität und erst recht nicht zu akzeptieren, wenn Soldaten zu humanitären Einsätzen ins Ausland geschickt würden.

In einem Bericht des ARD-Magazins "Weltspiegel" vom Sonntag hatte eine 16-jährige Bulgarin berichtet, dass sie mit 15 Jahren an ein Bordell in der mazedonischen Stadt Tetovo verkauft worden sei. Unter ihren Freiern seien auch viele deutsche Soldaten der Kosovo-Friedenstruppe Kfor gewesen. Ein Bundeswehrsoldat gab zu, zu den Kunden des Mädchens gehört zu haben. Auch andere deutsche Soldaten hätten Bordelle mit Minderjährigen und versklavten Frauen aufgesucht. Seiner Meinung nach hätten auch die Vorgesetzten Kenntnis von den Bordellbesuchen.

Zur Startseite

showPaywall:
false
isSubscriber:
false
isPaid:
showPaywallPiano:
false