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Politik: Wahlen in Peru: Der unheimliche Dritte

Alan Garcia ist sympathisch, charmant, ein guter Redner. Und er will am Sonntag bei der Stichwahl Präsident Perus werden.

Alan Garcia ist sympathisch, charmant, ein guter Redner. Und er will am Sonntag bei der Stichwahl Präsident Perus werden. Nach der ersten Runde der Präsidentschaftswahl im April lag er überraschend auf Platz zwei, knapp hinter dem Favoriten Alejandro Toledo. Alan Garcia war schon einmal Präsident des Andenstaates - von 1985 bis 1990. Dann musste er ins Exil, weil er seinem Land eine Inflation von 5000 Prozent beschert hatte, und niemand Peru noch einen Kredit geben wollte: Die Arbeitslosigkeit war enorm hoch und die Guerilla des "Sendero Luminoso" (Leuchtender Pfad) so stark wie nie. Und weil sich Garcia selbst bereichert haben soll. Die Peruaner haben es anscheinend vergessen. Garcia verspricht: "Ich habe aus meinen Fehlern gelernt."

Manche Experten befürchten allerdings, dass sich die Geschichte in Peru wiederholen könnte. Es war ja Garcias Präsidentschaft, die dazu führte, dass der Außenseiter Alberto Fujimori 1990 gewählt wurde, zehn Jahre autoritär regierte und dabei sämtliche Schaltstellen in Militär, Justiz und Politik diktatorisch über den Geheimdienst kontrollierte. Man hat Fujimori zu Recht vieles mehr vorgeworfen, dass er das Parlament entmachtet und sich Anhänger gekauft habe. Aber Fujimori hat den Terrorismus beseitigt und die Wirtschaft wieder angekurbelt. Sein Sturz hat vielen Peruanern Hoffnung gemacht, womöglich werden sie enttäuscht werden.

Weder Toledo noch Garcia verfügen über einen funktionierenden Parteiapparat. Noch immer ist es so, dass sich die wenigen Eliten aus Wirtschaft und Politik eher um das eigene Wohlergehen kümmern als um das des Landes. Der Wahlkampf hat sich nicht unterschieden von denen in der Vergangenheit. Toledo beschimpfte Garcia als "korrupt" und "Dieb", während der genüsslich eine unappetitliche Skandalgeschichte Toledos um Sex und Drogen ausbreitete.

Immerhin war es Toledo, der im vergangenen Jahr Fujimori mutig entgegentrat. Der Staatschef flüchtete nach Japan, Neuwahlen wurden ausgeschrieben. Toledo galt als Mann der Zukunft. Er ist indianischer Abstammung, bei Wahlkampfauftritten ruft die Menge begeistert "Pachacutec", den Namen des legendären Inka-Herrschers aus dem 15. Jahrhundert. Toledo ist aus armen Verhältnissen stammend ein angesehener Wirtschaftsfachmann geworden, der seinen Abschluss an der US-Universität Stanford machte und bei der Weltbank arbeitete.

Vielleicht gewinnt am Sonntag auch niemand. Der dritte und vielleicht unheimlichste Kandidat ist der weiße Stimmzettel. Allein in der Hauptstadt Lima wollen 41 Prozent nicht wählen. Wenn 66 Prozent der Peruaner einen weißen Stimmzettel abgeben, müssten Neuwahlen ausgeschrieben werden. Das ist zwar unwahrscheinlich, aber sicher ist schon jetzt, dass sich der künftige Präsident nur auf rund 30 Prozent der Bevölkerung stützen kann. Zu wenig wohl, um das Land aus der tiefen Rezession zu führen. Mehr als die Hälfte der 25 Millionen Peruaner lebt in Armut. Dabei hat die Übergangsregierung beachtliche Arbeit geleistet. Sie hat versucht, internationales Vertrauen zurückzugewinnen und hat das Militär und den Geheimdienst fast ausgeschaltet. Noch nie waren so viele Generäle und Geheimdienstler im Gefängnis. Es ist ein Zeichen dafür, dass sich das Land demokratisch emanzipieren kann. Wenn es nur will.

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