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"Na, hört ihr mir auch alle zu?" Klaus Wowereit und die Schüler im Rathaus Schöneberg.

© dapd

Abgeordnetenhaus-Wahl: Berliner Schüler fragen Spitzenkandidaten

Berliner Schüler geben den Spitzenkandidaten bei einer Debatte im Rathaus Schöneberg Contra.

Etliche Male hat Bill Schneider vom Primo-Levi-Gymnasium in Pankow schon Fragen debattiert, sich gestritten, für eine Sache geworben. Aber so ein Redegegner ist auch für den Landessieger von „Jugend debattiert“ eine Premiere: ein Spitzenkandidat zur Wahl zum Abgeordnetenhaus. Sonst übt der 17-Jährige das geregelte Streiten nur mit Gleichaltrigen, meistens in einer Arbeitsgemeinschaft in der Schule.

Am Montag argumentierte er mit und gegen Christoph Meyer (FDP) die Frage, ob in der Berliner Verfassung eine Schuldenbremse verankert werden soll. „Die brauchen Sie doch gar nicht, die steht doch schon im Grundgesetz“, erklärte der Schüler. Zu den Rededuellen mit den fünf Schülern, allesamt gewannen in den vergangenen Jahren einen „Jugend debattiert“-Wettbewerb, kamen auch der Regierende Bürgermeister Klaus Wowereit (SPD) sowie seine drei weiteren Herausforderer ins Rathaus Schöneberg. Sie stellten sich vor rund 200 Schülern Fragen wie „Sollen Kitas und Universitäten in Berlin gebührenfrei bleiben?“ oder „Sollen in Berlin 250 Polizisten zusätzlich eingestellt werden?“

Die Politiker argumentierten jeweils dafür, die Schüler dagegen. Und dabei wurde nicht einfach drauflos gequasselt, ein Debattenwettbewerb steht unter Regeln: Nach einer zweiminütigen Eröffnungsrede hat jeder Diskutant abwechselnd drei Mal eine Minute Zeit, seine Argumente in den Ring zu werfen, die sogenannte Rede und Gegenrede. Wer nicht pünktlich zum Ende kommt, dem wird mit einem Klingelzeichen angezeigt, dass die Zeit abgelaufen ist. Abschließend darf jeder noch eine Schlussrede halten. Nach zwölf Minuten muss alles gesagt worden sein, dann ist Ende.

Den Beginn machte Alexander Schwennicke vom Grauen Kloster, der gegen Klaus Wowereit antrat. „Eine kostenlose Bildung hört sich zwar gut an, aber es sieht doch ganz anders aus“, begann er. Die Kitagruppen seien zu groß und die Hörsäle in Universitäten überfüllt. Seine Konsequenz daraus: „Wenn sich die Bildung nicht verbessert, schicken reiche Eltern ihre Kinder weiterhin auf Privatschulen. Wo ist da Ihre soziale Gerechtigkeit?“

Um sich auf die Rededuelle vorzubereiten, probten die Schüler ein Wochenende lang mit einem Rhetoriktrainer. „Wir haben uns Argumente überlegt und darauf vorbereitet, was die Politiker wohl sagen werden“, erzählt die 15-jährige Charlotte Bartels, die gegen Harald Wolf (Linke) zum Thema Mindestlohn antrat. Auch Renate Künast (Grüne) und ihre Forderung nach 400 neuen Lehrern blieben nicht von Kritik verschont. „Bei 26 000 Berliner Lehrern machen Ihre 400 neuen Stellen gerade einmal 1,6 Prozent aus“, rechnete Leon Kerger vom Humboldt-Gymnasium vor. Das sei ein halber Lehrer pro Schule, so könne man keinen Unterrichtsausfall ausgleichen. Künast entgegnete scherzhaft: „Man könnte meinen, Sie genießen den jetzigen Unterrichtsausfall.“

Die Schüler im Saal sahen das anders: Eine große Mehrheit reckte am Ende der Diskussion die grüne Abstimmkarte in die Höhe – Zustimmung zu der These. „Hätte es solche Debatten mal zu meiner Schulzeit gegeben“, lobte Künast grinsend, „dann wäre ich wohl viel früher berühmt geworden.“ Die Debatte eröffnete die Juniorwahl, bei der Jugendliche, ähnlich wie beim U18-Wahlprojekt, noch bis Freitag testweise in Schulen ihre Stimme abgeben können.

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