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Wahlsieg: Milliardär regiert Chile

Im dritten Anlauf gelingt es Sebastián Pinera das Mitte-Links-Bündnis aus dem Präsidentenpalast zu vertreiben. Pinera macht die Rechte wieder salonfähig.

Puebla - So entspannt wie am Sonntag nach seinem deutlichen Wahlsieg hat Sebastián Pinera schon lange nicht mehr gelächelt. Der Stress des Wahlkampfs, in dem der 60-Jährige oft distanziert und nervös wirkte, war von ihm abgefallen. Im dritten Anlauf – beim ersten hatte er sich vorzeitig zurückgezogen – gelang es dem Milliardär, das seit 20 Jahren regierende Mitte-Links-Bündnis aus dem Präsidentenpalast Moneda zu vertreiben.

Nötig dafür war ein Rundum-Lifting – nicht nur der eigenen Krähenfüße, wie die chilenische Presse berichtete –, sondern auch der chilenischen Rechten, der bis dahin noch immer der Geruch der Diktatur anhaftete. Pinera, der angibt, beim Referendum 1988 gegen den Amtsverbleib von Diktator Augusto Pinochet gestimmt zu haben, schmiedete die beiden rechten Traditionsparteien UDI und Renovación Nacional kurzerhand zur flotteren „Allianz für Chile“ zusammen. Er verpasste ihr einen hübschen Stern im Regenbogenlook als Logo und begann, nicht nur von „Effizienz“, sondern auch von Sozialpolitik zu reden.

„Wenig glaubwürdig“ sei das, kritisierten seine Gegner und führten die drakonischen Bedingungen an, die in Pineras Unternehmen herrschten. Bei einer Kongressanhörung vor einigen Jahren waren Mitarbeiter von Pineras Fluglinie LAN, der Verstöße gegen Arbeitnehmerrechte vorgeworfen werden, vermummt vor den Parlamentariern erschienen – aus Angst vor Repressalien.

Zweifellos hat er einen Riecher für Geschäfte – viele Chilenen hoffen, dass davon das ganz Land profitiert. Eine halbe Million Menschen in Chile sind arbeitslos. Dass Pinera den Grundstock für sein Vermögen als Bankier und Immobilienspekulant unter Pinochet legte, macht ihn in den Augen von Kritikern allerdings zu einem Nutznießer der Diktatur. Die meisten seiner Aufkäufe fallen aber in die Zeit der Demokratie. Ihm gehören unter anderem der Fussballclub Colo Colo, das Bauunternehmen Salfacorp, der Sender Chilevision, die Klinik Las Condes, die Schuhfabrik Bata, das Technologieunternehmen Quitec, der Naturpark Tantauco, Apotheken und Supermärkte. Präsidentin Michelle Bachelet hielt deshalb die Kandidatur Pineras wegen der Verquickung privater und öffentlicher Interessen für bedenklich. Dass ihm die Medien deshalb den Beinamen „Berlusconi Chiles“ gaben, passt ihm ganz und gar nicht. In der Politik ist Pinera seit den 1980er Jahren aktiv, er war Wahlkampfmanager von Pinochets Präsidentschaftskandidat Hernán Büchi und später Senator und Vorsitzender der Partei Renovación Nacional.

„Forbes“ zufolge gehört der Linkshänder zu den 700 reichsten Menschen der Erde und verfügt über 1,2 Milliarden Dollar. Forbes unterschätze ihn, kommentierte Pinera. Solche Sätze haben ihm den Ruf eingebracht, arrogant zu sein. Er hat in Harvard studiert. Sein Vater war ein christdemokratischer Diplomat. Seit 1973 ist Pinera mit Cecilia Morel verheiratet, sie haben vier Kinder.Sandra Weiss

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