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Gedenken. Verteidigungsministerin von der Leyen und Bundespräsident Gauck am Mahnmal im Wald der Erinnerung.

© Reuters

Gedenken an gefallene Soldaten: Wald der Erinnerung - ein Ort der Mutlosigkeit

Für einen wirklich öffentlichen Ort der Erinnerung an im Kampf gefallene deutsche Soldaten fehlt den Politikern der Mut. Im "Wald der Erinnerung" in Geltow bei Potsdam wird das Gedenken eher versteckt.

Kurz vor dem Ende des Kampfeinsatzes in Afghanistan gibt es nun einen Ort der Erinnerung an die dort und in anderen Auslandseinsätzen ums Leben gekommenen deutschen Soldaten. 104 sind es insgesamt, 55 davon starben in Afghanistan. Verteidigungsministerin Ursula von der Leyen hat den „Wald der Erinnerung“ am Samstag im Beisein von Bundespräsident Joachim Gauck und Angehörigen der getöteten Soldaten am Standort des Einsatzführungskommandos der Bundeswehr in Geltow bei Potsdam eingeweiht. Durch das baumreiche Gelände der Henning-von-Tresckow-Kaserne führt ein 150 Meter langer Pfad, den sieben Stelen mit den Namen der getöteten Soldaten säumen. Auch die provisorischen Ehrenhaine aus den Einsatzgebieten sollen hier untergebracht werden. An den Bäumen selbst können außerdem Angehörige von Soldaten und zivilen Mitarbeitern der Bundeswehr, die bei Dienstunfällen im Inland starben, Gedenkschilder anbringen.

Hier wollte man es jedem recht machen. Doch das ist nicht gelungen. Die Angehörigen der getöteten Soldaten, die an der Planung auch beteiligt wurden, haben sich mit öffentlichen Äußerungen zwar zurückgehalten, im persönlichen Gespräch äußern Einzelne von ihnen aber Zweifel, ob Geltow der richtige Ort für eine solche Gedenkstätte ist. Einige hätten sich einen Platz mitten in Berlin und damit mitten in der Gesellschaft gewünscht, vor dem Bundestag etwa, der die Mandate für Auslandseinsätze erteilt. Reinhold Robbe, früher Wehrbeauftragter des Bundestages, findet sogar, die Soldaten würden regelrecht versteckt. Er spricht von einer verfehlten Gedenkkultur. Das schon 2009 am Bendlerblock errichtete Ehrenmal der Bundeswehr ist zwar öffentlich zugänglich, aber an einer eher abgelegenen Stelle.

Lange wurde der Afghanistan-Einsatz nicht als Krieg bezeichnet

Für einen wirklich öffentlichen Ort des Gedenkens fehlte den Verantwortlichen ganz offensichtlich der Mut. So wie ihnen lange auch der Mut fehlte, den Afghanistan-Einsatz als Krieg zu bezeichnen. Und die Mutlosigkeit dauert an: So heißt es auf der Homepage des Verteidigungsministeriums zu den im Einsatz getöteten Soldaten: „… 37 Soldaten fielen durch Fremdeinwirkung, 67 kamen durch sonstige Umstände ums Leben.“ Schon in diesem einen Satz steckt die ganze Verdruckstheit im Umgang mit Auslandseinsätzen der Bundeswehr. So hat sich im politischen Raum zwar inzwischen durchgesetzt, von gefallenen Soldaten zu sprechen. Doch der Eindruck, dass Deutschland fast 70 Jahre nach dem Ende des Nationalsozialismus wieder Krieg führt, soll auf jeden Fall vermieden werden.

Deshalb wohl der etwas bürokratisch klingende und letztlich sogar überflüssige Erklärungszusatz, dass die Soldaten „durch Fremdeinwirkung“ fielen. Fallen Soldaten nicht immer durch „Fremdeinwirkung“? Beziehungsweise, wäre hier nicht das Wort „Feindeinwirkung“ der passendere Begriff? Die 37 Männer starben schließlich nicht bei Verkehrsunfällen. Sie kamen vielmehr bei Gefechten und durch Anschläge ums Leben. 35 von ihnen im Kampf gegen die Taliban in Afghanistan. Tödliche Verkehrs- oder Waffenunfälle und Suizide von Einsatzsoldaten fallen dagegen unter die Kategorie „sonstige Umstände“. Auch so ein Vermeidungsbegriff.

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