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EU-Kommissionschef Jean-Claude Juncker (links) spricht mit US-Präsident Donald Trump.

© Markus Schreiber/AFP/Pool

Was macht die Welt: Dummheiten vermeiden, Polen ausbremsen und der AfD Englisch beibringen

Was macht die Welt? Vier Fragen an "Zeit"-Herausgeber Josef Joffe.

Trump verzichtet auf Autozölle. Lang lebe Juncker? Oder alles Schwindel?

Der EU-Chef hat die Sache in einen knappen Satz gefasst: „Wenn Sie blöd sein wollen“, sagte er zu Trump, „kann ich es auch sein.“ Das ist der Kern aller Handelskriege: Eine Dummheit zeugt die andere. Juncker ist es immerhin gelungen, Trump von seinem Baum herunter zu holen, wo er gedroht hatte, US-Importe aus der EU im Werte von 874 Milliarden Dollar mit Zöllen zu belegen. Jetzt herrscht zumindest Waffenstillstand, der auch dem Kongress zu verdanken ist, weil immer mehr Parlamentarier Trump vor den üblen Konsequenzen für die die Wirtschaft ihrer Bundesstaaten gewarnt hatten. Anderseits: Auf Trumps Schwüre ist nur bis zum nächsten Tweet Verlass.

Polnische Haftbefehle müssen von der EU nicht vollstreckt werden, wegen der unsicheren Rechtslage dort. Die Wertegemeinschaft, ein Jammertal?

Hier hat der Europäische Gerichtshof entschieden: Bevor ein Staat ausliefert, müssen seine Gerichte feststellen, ob im Lande des Antragstellers „systemische Mängel“ herrschen. Die EU erhält also eine Art Aufsichtsrecht. Das wird die Unterwerfung der polnischen Gerichtsbarkeit unter den Staat nicht stoppen, aber den Vollzug der Auslieferung kräftig verlangsamen, müssen sich doch die polnischen Gerichte unangenehmen Fragen stellen. In üblen Zeiten muss man auch für kleine Dinge dankbar sein.

Steve Bannon will Europas Rechtsparteien zum Erfolg führen. Müssen Europas Demokraten zittern?

Ruhig Blut. Wenn die Rechtspopulisten einen, äh, ausländischen Führer brauchen, kann es um ihre Chancen nicht so gut bestellt sein. Außerdem passt ein Duce aus Amerika nicht zum Nationalismus dieser Parteien. Ein französischer Rechtsaussen nörgelt: „Bannon ist Amerikaner, und ihm gebührt deshalb kein Platz in einer europäischen Partei“. Zweitens sind Rechtsnationale nicht so firm in Englisch. Drittens: Bannon musste daheim nur eine Partei, die Republikaner, unter einem Banner vereinen. Hier muss Bannon ein Dutzend zusammenschirren, die nicht einmal – siehe AfD – den eigenen Laden zusammenhalten können.

Ein sicher nicht letztes Wort zu den Rekordtemperaturen…

Die haben ihre eigenen Vorteile. In NRW müssen Beamte zwar früher antreten, können sich aber früher ins Freibad verdrücken. In Hamburg schimpft niemand mehr über den Regen-Sommer 2017. Wasserwerfer, die traditionell gegen Demonstranten eingesetzt werden, bewässern jetzt ganz friedlich die Bäume im Stadtpark. Merke: Alle großen Zivilisationen entstanden dort, wo es warm war – in Ägypten und Mesopotamien.

Die Fragen stellte Ariane Bemmer.

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