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Politik: Welle der Gewalt in Elfenbeinküste

Präsidenten-Anhänger wollen Friedensvertrag nicht annehmen

Nairobi. Auf Drängen von Frankreichs Staatschef Jacques Chirac hat der umstrittene Staatspräsident von Elfenbeinküste, Laurent Gbagbo, in Paris einen Friedensvertrag unterzeichnet, der die viermonatige Staatskrise des Landes beenden soll. Die Einigung sieht Zugeständnisse an die Rebellen des Nordens vor – und deshalb demonstrieren jetzt die Einwohner im Süden des Landes gegen die ehemalige Kolonialmacht Frankreich.

In der Pariser Friedensvereinbarung ist eine Teilung der Macht zwischen Präsident Laurent Gbagbo und Rebellengruppen vorgesehen. Die Vereinbarung wurde am Sonntag von allen Konfliktparteien ratifiziert. Gleichzeitig kam es in der Wirtschaftsmetropole Abidjan zu einer Welle der Gewalt gegen französische Einrichtungen: 400 Demonstranten belagerten eine Kaserne mit Marineinfanteristen der Franzosen. Gleichzeitig versuchten rund 1000 radikale „Junge Patrioten“, die französische Botschaft in Brand zu stecken. Mit Tränengas und Schreckschüssen wehrten französische Soldaten die Angriffe ab. Das Kulturinstitut Frankreichs wurde geplündert, ebenso eine französische Schule, das Büro von „Air France“ sowie eine Reihe französischer Läden. Nach der Einschätzung von Beobachtern handelt es sich bei den Demonstranten um Anhänger von Präsident Gbagbo. Am Sonntag errichteten in Abidjan Jugendliche Straßensperren aus brennenden Autoreifen. Kein Europäer ließ sich in der Stadt blicken.

Zuvor hatte bei den Friedensgesprächen in Paris Präsident Gbagbo am Samstag nach langen Einzelgesprächen mit Chirac und UN-Generalsekretär Kofi Annan dem Friedenspaket zugestimmt, „um die Elfenbeinküste aus dem Krieg zu führen und den Wohlstand wieder zurück zu holen", wie er erklärte. Der Präsident ernannte noch am Wochenende einen Muslim des Nordens – den 69-jährigen Seydou Diarra – als Premierminister, dem neue Befugnisse zuwachsen werden. Diarra gilt als ein integrer Politiker, der früher eine Reihe von nationalen Versöhnungskonferenzen geleitet hatte. Er hatte schon einmal unter dem Putschgeneral Robert Guei das Amt des Premiers inne.

Als „unglaublich“ bezeichnete die Demonstranten in Abidjan die Tatsache, dass nach dem Pariser Friedensvertrag zwei Schlüsselministerien an die Rebellen vergeben werden sollen: Vorgesehen ist die Übertragung des Verteidigungs- sowie des Innenministeriums an die Rebellen. Auch die drei wichtigsten Oppositionsparteien – darunter die des Muslimen Alassane Ouattara – erhalten je zwei Ministerposten.

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