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Politik: Wende auf Norddeutsch

Am Wahlabend besinnt sich dieFDPwieder auf dieCDU

Berlin/Kiel - Nun sind sie wieder Freunde. „Peter und ich verstehen uns blendend“, strahlt Wolfgang Kubicki in Richtung des Spitzenmanns der CDU, als die Hochrechnungen am Sonntagabend immer deutlicher eine Regierungsbeteiligung für die Liberalen vorhersagten. Da war das schwache Wahlergebnis für die FDP von rund sieben Prozent schnell vergessen. „Zehn Prozent plus X“ hatte der Mann mit dem Dreitagebart selbstbewusst als Wahlziel ausgegeben. Schnell vergessen war für den FDP-Mann, der Jürgen Möllemann noch immer zu seinen politischen Vorbildern zählt, auch sein Flirt mit den Sozialdemokraten. Noch vor wenigen Tagen hatte Kubicki versucht, mit beharrlichem Linksblinken SPD-Sympathisanten auf seine Seite zu ziehen. Die blieben aber lieber zuhause. Und so besann sich der FDP-Mann, der auf jeden Fall Fraktionschef bleiben will, wieder auf seine frühere Linie. Die plötzlich wiederentdeckte Zuneigung zum Wahlsieger Peter Harry Carstensen war „kein Zeichen mangelnder Glaubwürdigkeit“, wie ein Parteifreund bei der Wahlparty im Berliner Thomas-Dehler-Haus mit breitem Grinsen versicherte.

Die Erleichterung in Berlin war spürbar. Zwar gab Parteichef Guido Westerwelle zu, Kubicki habe das „ungewöhnlich ehrgeizige“ Wahlziel nicht erreicht. Noch-Generalsekretärin Cornelia Pieper bemühte historische Analogien, um das schwache Wahlergebnis als „das zweitbeste seit 40 Jahren“ leuchten zu lassen. Die Parteispitze setzt auf eine Regierungsbeteiligung in Schleswig-Holstein, sie spricht von „Aufbruchstimmung“, das „Jahr des Machtwechsels“ und der „Abschied von Rot-Grün“ seien eingeleitet, sagte Parteichef Westerwelle. Dass die Partei vor den Grünen liege, verdeutliche abermals, „dass die FDP sich als dritte Kraft etabliert habe“.

Ein „Signal für die nächste Landtagswahl“ im Mai hat auch Andreas Pinkwart, FDP-Landeschef in Nordrhein-Westfalen, ausgemacht: „Wir haben dort weder eine dänische Minderheit noch einen so starken Amtsbonus für den Ministerpräsidenten wie in Schleswig-Holstein.“ Durch das Wahlergebnis fühlt er sich in seinem Kurs bestätigt. Denn Stimmen von unionsnahen Wählern gab es für die Freidemokraten im Norden weniger als erwartet – nicht zuletzt wegen der schwankenden Haltung Kubickis. Pinkwart hofft, dass die FDP an Rhein und Ruhr bei diesen Wählern punkten kann – durch eine klare Koalitionaussage zugunsten der CDU. Natürlich habe „jeder seine eigene Sicht der Dinge“, sagt Pinkwart mit Blick auf Kubicki. Er sieht sich jedoch in seiner Haltung bestätigt, die „große Schnittmenge zur CDU“ auch ganz deutlich zu machen.

Ignorieren kann die Bundespartei ihren unbequemen Spitzenmann Kubicki in Schleswig-Holstein nach seinem Niederlagensieg zwar weiterhin nicht. Doch in der Parteizentrale kann man jetzt noch deutlicher auf Schwarz-Gelb setzen – und man geht auch davon aus, dass unerwünschte Ratschläge aus Kiel für andere Farbenspiele künftig ausbleiben. Oder wie es ein führender Liberaler in alter Geografensprache formulierte: „Der Wolfgang ist jetzt eingenordet“.

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