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Friedrich Merz, CDU-Vorsitzender und Chef der Unions-Bundestagsfraktion, in Warschau.

© Michal Dyjuk/AP/dpa

Wer soll Kanzler werden?: Die Union muss sich bald wieder mit einer heiklen Frage befassen

Merz, Günther, Wüst – oder doch Söder? Auch diesmal könnte die K-Frage in der Union zur internen Schlammschlacht werden. Merz ist nicht gesetzt. Ein Kommentar.

Ein Kommentar von Stephan-Andreas Casdorff

Wenn heute Wahlen wären, die zum Bundestag - die SPD würde den Bundeskanzler nicht mehr so einfach stellen. Zu schwach sind ihre Ergebnisse in Umfragen, immer nur Nummer drei, dauerhaft unter 20 Prozent, klar hinter Union und Grünen. Und es kommt ja auch nicht jedesmal eine Flut, die ihren Spitzenkandidaten gleichsam ins Kanzleramt spült. Da wären dann also andere näher dran, Robert Habeck für die Grünen, und für die Unionsparteien - ja, wer eigentlich?

Das legt offen, für sie schmerzhaft nach den letzten Erfahrungen: CDU und CSU stehen viel rascher als gedacht wieder vor dem leidigen Personalthema, der berühmten „K-Frage“. Wer sollte es denn machen, wenn? Das gilt für jeden Fall, ob Jamaika oder Neuwahlen. Von wegen, dass es nur schwierig für die SPD ist…

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Friedrich Merz, inzwischen statt des glücklosen Armin Laschet CDU-Bundesvorsitzender, mag zwar glauben, dass er als Chef der stärkeren Partei das Recht des ersten Zugriffs hat. Das war auch im vergangenen Jahr ein Argument pro Laschet und contra Markus Söder. Aber der macht gerade wieder verstärkt den Eindruck, dass er sich unverändert für den besseren Kandidaten hält; vom Kanzler nicht weiter zu reden.

Das gilt ungeachtet der Sprüche, dass er das nicht (mehr) anstrebe. Alles Taktik: Söder muss schließlich zeitgleich in Bayern die Stellung halten, und „dahoam“ mögen sie es gar nicht, als zweite Wahl angesehen zu werden. Söder muss da schon für „Bayern First“ stehen. Mindestens immer mal wieder.

Verkörpert Merz wirklich die Zukunft?

Dass sich Merz Hoffnungen macht - davon ist auszugehen. Jetzt, da er endlich an seiner Dauerrivalin und der liebsten Parteifeindin Angela Merkel vorbeigezogen ist. Der Triumph wäre für Merz vollendet, wenn er auch noch Kandidat und womöglich Kanzler würde. Und das auch noch in einer schwarz-grünen Konstellation, einer, die zu Merkel eher gepasst hätte.

Aber das ist noch längst nicht sicher, und das nicht nur, weil die Zukunft immer ungewiss ist. Ob Merz wirklich der Beste für den Anspruch ist, die Zukunft zu verkörpern - das ist eine berechtigte Frage, immerhin ist er kein Jungspund mehr, geht vielmehr stramm auf die 70 zu. Selbst wenn er dafür überraschend jugendlich wirkt.

Dann will die CDU, zweitens, vielleicht auch Veränderungen - siehe Frauenquote -, die sich nicht mit Merz verbinden, und drittens kann er kein Regierungshandeln vorweisen. Wer dagegen schon? Genau: Söder. Aber auch Daniel Günther und Hendrik Wüst (Nordrhein-Westfalen), beide in den Vierzigern.

Außenpolitisch fehlt es allen an Expertise, weshalb Merz seine Ämter ja auch nutzt, auch außerhalb der Landesgrenzen deutlich zu machen, dass Opposition staatspolitisch immer die Regierung im Wartestand ist. So baut der Oppositionsführer immerhin für die Zukunft vor, seine eigene und die der Union.

Denn ob Übergewinnsteuer, Bürgergeld oder Schuldenbremse, die Ampelkoalition flackert. SPD, FDP und Grüne geraten immer wieder aneinander und dadurch außer Tritt. Gut, sie fangen sich dann. Aber ein vorzeitiges Ende der Ampel ist selbst bei den Beteiligten nicht ausgeschlossen. Da möchte man schon genauer wissen, wer auf der anderen Seite wofür die Macht haben will, in der Union und darüber hinaus.

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