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Politik: Wie am 11. September

Sky-Marshalls überwältigten einen 23-Jährigen in einer El-Al-Maschine. Er wollte Tel Aviv nach dem Muster von New York angreifen

Sein Ziel war ein neuer 11. September. Ein 23-jähriger Mann hat versucht, ein israelisches Verkehrsflugzeug zu entführen und nach dem Vorbild der Anschläge in den USA auf ein öffentliches Gebäude in Tel Aviv stürzen zu lassen. Das sei der „Traum“ des Luftpiraten gewesen, erklärte die türkische Polizei am Montag. Die Boeing 757 der israelischen Luftfahrtgesellschaft El Al war auf dem Linienflug von Tel Aviv ins türkische Istanbul. Kurz vor der Landung sprang der mit einem Taschenmesser bewaffnete arabisch-israelische Student Tevfik Fukra plötzlich auf. Er attackierte eine Stewardess und stürmte in Richtung Cockpit. Sicherheitsbeamte der Fluggesellschaft, die als Passagiere getarnt waren, überwältigten den verwirrt wirkenden Mann. Das Flugzeug mit 170 Menschen an Bord konnte sicher in Istanbul landen.

In ersten Verhören der türkischen Anti-Terror-Polizei in Istanbul sagte Fukra aus, er habe aus Protest gegen Israel gehandelt und der „Stimme des palästinensischen Volkes“ Gehör verschaffen wollen. Zunächst gab er zu Protokoll, er habe den Israelis nur einen Schrecken einjagen wollen. Später erwähnte er aber seinen „Traum“ von einem neuen 11. September, wonach er das Flugzeug zur Umkehr zwingen und auf Tel Aviv stürzen lassen wollte.

Über eine Verbindung des israelischen Staatsbürgers arabischer Herkunft zu einer Terrororganisation wurde bisher nichts bekannt; einige Begleitumstände lassen auch eher auf die spontane Tat eines Einzelnen schließen. So sagte Fukra, er habe sich für die Aktion einen Wochenendflug nach Istanbul ausgesucht, weil der besonders billig gewesen sei. Zudem schlug er erst kurz vor der Landung in Istanbul zu, obwohl er es doch nach eigenen Angaben auf Tel Aviv abgesehen hatte.

Fukras Entführungsversuch im Luftraum über dem nordwesttürkischen Düzce dauerte nur wenige Minuten. Die Sicherheitsbeamten der Fluggesellschaft warfen ihn zu Boden und hielten ihn fest. Reisende berichteten, es habe an Bord eine kurze Panik gegeben. Nach der Festnahme des Täters hätten sich die Passagiere aber wieder beruhigt. Nach der Landung in Istanbul mussten die Reisenden strenge Kontrollen durchlaufen. Damit sollte sichergestellt werden, dass Fukra keine Komplizen an Bord hatte.

Eine der Hauptfragen der Ermittler lautete, wie es Fukra gelingen konnte, ein Taschenmesser an Bord der Maschine zu bringen. Die Fluggesellschaft El Al ist für genaue Kontrollen und penible Befragungen der Passagiere bekannt. Bisher ist erst ein einziges Flugzeug der israelischen Airline entführt worden, im Jahr 1968. Seit Einführung der strengen Sicherheitskontrollen Anfang der achtziger Jahre hat es keine erfolgreiche Entführung mehr gegeben. Das aufwändige Sicherheitssystem kostet die Fluggesellschaft rund 90 Millionen Euro im Jahr.

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