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Politik: Wie im Paradies

Papst und Weltjugendtag begeistern Australier

Sydney - Was hatten die Einwohner von Sydney über den Weltjugendtag gemeckert, über Verkehrsbehinderungen, die Kosten für den Steuerzahler. Doch als der Papst und die Massen junger Pilger da waren, waren Unannehmlichkeiten kein Thema mehr. „What a lovely old gentleman“, meinte eine TV-Kommentatorin gerührt. Und Reporter, die den Frust im Stau stehender Autofahrer einzufangen versuchten, wurden nur enttäuscht. Macht alles nichts, bekamen sie zu hören. Es sei „doch eine Freude, so viele ausgelassene junge Leute zu sehen.“

In einem Land, in dem die Kirche öffentlich kaum eine Rolle spielt, in dem nur fünf Millionen Katholiken leben, von denen höchstens jeder sechste regelmäßig zur Kirche geht, war das Glaubensfest eine Art Offenbarung. „Die Pilger haben uns elektrisiert“, schrieb die Zeitung „Sun-Herald“. Und der „Sunday Telegraph“ meldete, dass man „eine neue Art Rockstar entdeckt“ habe: „einen älteren Mann in weißem Gewand“. Sydney habe „für eine Woche vergessen, dass es eigentlich zu cool für Religion ist“.

Cheforganisator Danny Casey resümierte: „Die Pilger dachten, sie wären im Paradies.“ Australische Christen schätzten das Erlebnis, Teil einer Weltkirche zu sein. Und auch für die deutschen Pilger war der Weltjugendtag am anderen Ende der Welt eine große Erfahrung. An den theatralischen Inszenierungen des Kreuzwegs und der Abendandacht mit Balletteinlagen schieden sich allerdings die Geister. „Der Grat ist sehr schmal, dass so etwas nicht doch zur reinen Theaterveranstaltung wird“, sagte Johannes Wübbe, Jugendpfarrer aus Osnabrück. „Das scheint hier doch eine andere Mentalität zu sein.“ Man sei „als Deutscher etwas kühlerer Natur“, befand auch Jugendbischof Franz-Josef Bode.

Beeindruckt hat Papst Benedikt die Australier vor allem mit seinen starken Worten zu den Missbrauchsskandalen der Kirche. Von Scham sprach er und dem Schmerz der Opfer. Die Untaten müssten kompromisslos verurteilt werden. Hetty Johnston von der Opfergruppe Braveheart war dafür dankbar. „Diese Worte sind bedeutungsvoll“, sagte sie. Christiane Oelrich (dpa)

Christiane Oelrich (dpa

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