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Politik: Wie Klimaschutz die Industrie verändert In allen G-8-Staaten wird schon heute mit Effizienztechniken viel Geld verdient

Berlin - In der Wirtschaft sind die Gemeinsamkeiten zwischen Europäern, Amerikanern und Japanern beim Klima- und Umweltschutz viel größer als in der Politik. In den USA fordern seit Monaten viele – auch große – Unternehmen einen politischen Rahmen für den Klimaschutz bis hin zu einem Emissionshandel nach europäischem Vorbild, um die Risiken der globalen Erwärmung für ihr Geschäft besser in den Griff zu bekommen.

Berlin - In der Wirtschaft sind die Gemeinsamkeiten zwischen Europäern, Amerikanern und Japanern beim Klima- und Umweltschutz viel größer als in der Politik. In den USA fordern seit Monaten viele – auch große – Unternehmen einen politischen Rahmen für den Klimaschutz bis hin zu einem Emissionshandel nach europäischem Vorbild, um die Risiken der globalen Erwärmung für ihr Geschäft besser in den Griff zu bekommen. Im Gegensatz zur Regierung gibt es in der Wirtschaft durchaus Zustimmung für die von der deutschen Bundeskanzlerin Angela Merkel forcierten Pläne, den europäischen Emissionshandel längerfristig zu einem weltweiten System auszubauen. Und wenn es darum geht, mit Klimaschutz Geld zu verdienen, waren die USA allen Weigerungen ihres Präsidenten zum Trotz bis vor kurzem noch spitze. Erst 2003 gelang es Deutschland, die USA beim Weltmarktanteil für Klimaschutztechniken zum ersten Mal seit einem Jahrzehnt wieder zu überholen. Deutsche Firmen halten etwa 18,4 Prozent des Weltmarkts, amerikanische kommen auf 18 Prozent, Japan folgt mit gut zehn Prozent schon beinahe abgeschlagen.

Da aber auch kleinere europäische Länder auf diesem Feld ziemlich erfolgreich sind – Italien, Dänemark und Großbritannien beispielsweise – hält die Europäische Union auf vielen wichtigen Umweltschutzmärkten inzwischen bedeutende Weltmarktanteile. Bei Anlagen zur Stromproduktion sind es etwa 40 Prozent, beim Recycling sind es sogar 50 Prozent, bei der Energieeffizienz immerhin 35 Prozent, in der Wassertechnik 30 Prozent, bei Mobilitätstechniken 35 Prozent und bei der Material-Effizienz immerhin noch zehn Prozent. Was sich aus dieser für die Europäer erfreulichen Ausgangsposition machen lässt, haben die EU-Umweltminister unter der Überschrift „ökologische Industriepolitik“ seit Freitag bei ihrem informellen Treffen in Essen diskutiert. Kommissionspräsident José Manuel Barroso hat erkannt, dass der Klimaschutz für die Europäische Union eine Chance bietet, eine neue Identität in der Gemeinschaft zu stiften. Und er stimmt mit dem deutschen Umweltminister Sigmar Gabriel überein, dass der Klima- und der Umweltschutz sich für die Europäer zu einem Leitmarkt entwickelt. Nicht nur, um die anspruchsvollen europäischen Klimaschutzziele zu erreichen, muss die Wirtschaft entsprechend umgebaut werden. Diese Transformation ist nach Überzeugung Barrosos auch eine Chance für neue Arbeitsplätze.

Dass diese Erwartungen eine reale Basis haben, zeigen die Zahlen. Im Jahr 2004 exportierten die EU-Staaten Umwelttechnik im Wert von 22 Milliarden Euro. Nach einer Prognose des britischen Umweltministeriums liegt das Wachstumspotenzial bis 2010 bei 500 Milliarden Euro. Das deutsche Umweltministerium erwartet, dass der Anteil am gesamten Umsatz der deutschen Wirtschaft von vier Prozent im Jahr 2005 auf 16 Prozent im Jahr 2030 steigen wird. Dass es nicht mehr um Nischenmärkte geht, zeigt auch ein Blick auf das Marktvolumen für verschiedene Umwelttechniken im Jahr 2005: 100 Milliarden Euro wurden mit Anlagen zur Stromproduktion umgesetzt, 450 Milliarden mit Effizienztechnologien, 190 Milliarden mit Wassertechnologien und 180 Milliarden mit nachhaltigen Mobilitätstechniken. Diese Zahlen ermittelten die Unternehmensberater von Roland Berger.

Doch die Konkurrenz in Japan und den USA schläft nicht. Die USA bauen derzeit Kompetenzen und große Kapazitäten für die Produktion von Biotreibstoffen und Bioplastik auf. Mehrere große Bioraffinerien sind im Bau. In Deutschland gibt es lediglich Versuchsanlagen im großtechnischen Maßstab. In den USA ist auch gerade erst nach dem europäischen Vorbild ein „Eine-Million-Dächer- Programm“ für Solarstromanlagen aufgelegt worden. Kalifornien hat ebenso wie China strenge Effizienzvorgaben für Autos erlassen, die mit hoher Wahrscheinlichkeit dazu führen werden, dass in den ganzen USA bald nur noch Fahrzeuge verkauft werden, die deutlich weniger Sprit verbrauchen als heute. Beim Bau von Hybrid-Autos hat Japan die Europäer überholt. Und bei der Durchsetzung von effizienten Technologien hatte noch kein Land eine bessere Idee als Japan, das immer strengere Effizienzvorgaben macht. Aus Sicht der Wirtschaft sind die G 8 eigentlich längst auf dem richtigen Weg.

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